Jan Kasl tritt vom Amt des Prager Oberbürgermeisters zurück und verlässt zugleich die ODS-Reihen
Das "Prager Attentat" - so könnten die Bürgerdemokraten künftig die vor den bevorstehenden Abgeordnetenhauswahlen schicksalhafte Entscheidung ihres bekanntesten Kommunalpolitikers Jan Kasl bezeichnen. Dieser hat am Dienstagabend seinen Rücktritt vom Posten des Prager Oberbürgermeisters und zugleich seinen Austritt aus der Demokratischen Bürgerpartei-ODS bekannt gegeben. Als die Hauptgründe für seinen Beschluss nannte Kasl die Tatsache, er habe jegliche Reste des Vertrauens gegenüber der Führung der Prgaer Bürgerdemokraten verloren. Martina Schneibergová nahm an der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz des zurückgetretenen Oberbürgermeisters teil.
Die starke Journalistenteilnahme und auch die Präsenz einiger Fernsehteam zeugt von der Bedeutung, die man dieser Tat - unmittelbar vor den Abgeordnetenhauswahlen - beimisst. Jan Kasl betonte wiederholt, dass er seine Entscheidung wirklich nach langen Überlegungen fasste. Kasl wurde - wie bekannt - von seinen Parteikollegen für seine harten Worte gegen die Korruption auf dem Prager Magistrat kritisiert. Als den allerletzten Tropfen bezeichnete er die Tatsache, dass er zum Schluss kam, dass der Wille, das Korruptionsmilieu zu ändern, nicht da ist. Er sagte, er wolle in seinem Amt das Verhalten der anderen nicht beschützen. Kasl zog den folgenden Vergleich:
"Ich habe es mit der folgenden Situation verglichen: man hat mir eine Lokführeruniform angezogen und mich in den Zug gesetzt, die Weiche hat jedoch leider jemand anderer gestellt. Die Passagiere fragen danach, wohin wir fahren, und ich antworte, ich will nicht dorthin fahren, aber die Weiche wurde so gestellt. "
Hat Kasl nicht bewusst lange mit seinem Rücktritt gewartet - nämlich bis vor den Wahlen?Ja, es wurden ihm einige Fragen in diesem Sinne gestellt. Er meinte, dass diese Entscheidung mit den Wahlen nicht zusammenhängt. Er erklärte weiter, dass er mit den Menschen von der Prager Parteiführung einen langen Kampf um die Durchsetzung seiner Meinung führt, dass die Politik ein Dienst den Bürgern sein und nicht zur Sicherung guter Positionen, materieller Vorteile und anderer Begünstigungen führen soll. Er unterstrich auch, dass er lange unter einem starken Druck stand.