Der Schrein des Heiligen Maurus - Das zweitwertvollste Kunstwerk in Tschechien kommt nach Prag

Maurus-Reliquiar (Foto: NPÚ)

Ab dem 24. November wird auf der Prager Burg das Reliquiar des Heiligen Maurus ausgestellt. Ein tschechischer Nationalheiliger ist Sankt Maurus ganz sicher nicht. Der goldene Schrein mit seinen Reliquien aber gilt als der zweitwertvollste Kunstgegenstand in der Tschechischen Republik, gleich nach den Krönungsinsignien des Königreichs Böhmen. Fast bekannter als der Maurus-Schrein selbst ist in Tschechien jedoch seine spektakuläre Wiederentdeckung vor 25 Jahren.

Reliquiar des Heiligen Maurus  (Foto: NPÚ)
Es ist ein goldglänzender Schrein von etwa 1,40 Meter Länge, verziert mit verschiedensten Reliefs, reich geschmückt mit fast 200 Edelsteinen. Der Anblick des Maurus-Reliquiars ist überwältigend. Hergestellt wurde der Schrein im 13. Jahrhundert für das Benediktinerkloster im belgischen Florennes. Im Jahr 1838 erwarb ihn der Adelige Alfred de Beaufort, der den Schrein auf sein Schloss im westböhmischen Bečov nad Teplou / Petschau bringen ließ. Hier sollte sich das Schicksal des Schreins für lange Zeit im Nichts verlieren. 1945 mussten die Beauforts fluchtartig die Tschechoslowakei verlassen. Sie hatten mit den Nazis kollaboriert. Zuvor jedoch versteckten sie auf dem Schlossareal den Maurus-Schrein. Seine Existenz geriet in Vergessenheit. Dies änderte sich erst rund 40 Jahre später, erzählt Kateřina Pánková, Historikerin im Schloss Bečov:

„Im Jahre 1984 tauchte im tschechoslowakischen Konsulat in Wien der amerikanische Geschäftsmann Danny Douglas auf. Er bot den tschechoslowakischen Behörden 250.000 US-Dollar. Dafür wollte er einen nicht näher bestimmten Kunstgegenstand aus der Tschechoslowakei ausführen dürfen, den angeblich niemand suche und der niemandem fehle.“

Die Behörden bissen an und verhandelten mit dem Amerikaner Douglas. Gleichzeitig aber wurde ein Ermittlungsteam mit der Suche nach dem unbekannten Kunstgegenstand beauftragt. Das Problem: Niemand wusste wonach genau zu suchen war, geschweige denn wo. In den Verhandlungen mit den tschechoslowakischen Behörden aber gab Douglas bestimmte Informationen preis, die die Kriminalisten – zusammen mit ein wenig Glück – auf die Fährte brachten, so Pánková:

Schloss Bečov nad Teplou
„Zum Beispiel bekamen sie heraus, wann der Gegenstand versteckt wurde, wie groß er ungefähr ist, aus welchem Material er besteht, in welcher Region er sein könnte. Die Kriminalisten setzen das Puzzle zusammen. Am 5. November 1985, kurz bevor der Kaufvertrag abgeschlossen werden sollte, wurde der Reliquienschrein unter dem Boden der Burgkapelle in Bečov gefunden.“

Jahrelang verbrachte der Maurus-Schrein daraufhin im Tresor der Nationalbank. Erst im Jahr 1991 wurde die aufwändige Restaurierung des wertvollen mittelalterlichen Kunstwerks begonnen. Sie dauerte 11 Jahre. Seit 2002 wird das Reliquiar des Heiligen Maurus im Schloss Bečov bei Karlovy Vary / Karlsbad ausgestellt. In zwei Wochen aber zieht es vorübergehend nach Prag um – unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Bis zum Februar können es dann die Besucher der Prager Burg im Vladislavsaal bestaunen, direkt neben den Nachbildungen der böhmischen Krönungsinsignien.