Der Sex, das Saufen und der belanglose Rest des Lebens - die Band Kabát

Grupo Kabát

Die Band Kabát, zu Deutsch „Mantel“, feierte im September ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Openair-Konzert. 60.000 Menschen kamen zu dem Auftritt in Prag - mehr als eine Woche vorher beim Konzert von Madonna in der tschechischen Hauptstadt. Kabát – das ist die erfolgreichste tschechische Rockband überhaupt.

Gruppe Kabát beim Musikwettbewerb „Goldene Nachtigall“  (Foto: ČTK)
Die fünf Musiker kommen vom Land und machen keinen Hehl daraus. Genauer gesagt: Sie kommen aus der Nähe von Teplice in Nordböhmen. Keine Prager Avantgarde, sondern Musik so schnörkellos wie die Leute dort. Kabát scheint die lautstarke Mehrheit im Land zu repräsentieren. Am vergangenen Wochenende wählte das Publikum sie zum wiederholten Mal beim Musikwettbewerb „Goldene Nachtigall“ zur besten tschechischen Band.

Die Anfänge in den 80ern sahen dabei nicht gerade nach einer Erfolgsgeschichte aus. Für den Thrash-Metal aus den Anfangstagen von Kabát hatten die kommunistischen Machthaber kein Verständnis: Auftrittsverbot, und an eine eigene Platte war schon gar nicht zu denken. Die politische Wende brachte eine Art Explosion in der Musik: Selbst die ultraharte Musik von Kabát mit scham- bis tabulosen Texten verkaufte sich. Der Erstling „Má jí motorovou“ wurde platinveredelt. Die Band legte nach und siehe da: Jedes der Alben wurde ein Renner.

Allerdings begann man mit der Zeit Kompromisse in der Musik zu machen: Sie wurde massentauglicher. Doch selbst bei dem Country-angehauchten Gassenhauer „Colorado“ von 2001 ist indes das Markenzeichen von Kabát geblieben: die heisere Stimme von Sänger Josef Vojtek. Zum Erfolg in der Heimat tragen zudem die Mitgröltexte über Sex und Saufen und den belanglosen Rest des Lebens bei. Dass sich dies nicht so einfach ins Ausland exportieren lässt, erlebte Kabát vor anderthalb Jahren. Da floppte die Band beim Eurovision Song-Contest mit einem mageren Pünktchen aus Estland ganz gewaltig. „Macht nichts“, könnte man mit Kabáts Biertrinkerhymne sagen, „wir haben Durst…“