Tschechische Songs für die ganze Welt

Tschechische Musik soll die Welt erobern, und der Staat soll dabei helfen. Kurz gesagt, ist das die Idee einer neuen Initiative aus der Musikbranche. Es solle dafür sogar ein eigenes Amt geschaffen werden, fordern die Musikproduzenten.

Hoppla, sag ich da, Dvorak, Smetana und wie sie alle heißen, werden doch in allen Konzertsälen liebend gerne gespielt. Natürlich geht es in diesem Fall nicht um die klassischen Kompositionen, sondern um alles andere: von Helena Vondrackova über "Kabat" bis zu - ja und das ist eine weitere Frage: bis wohin eigentlich?

Also, ich kenne eine ganze Menge tschechischer Bands, die eigentlich ständig irgendwo in Deutschland, der Schweiz oder Frankreich spielen. Manche füllen im Ausland sogar größere Hallen als in ihrer Heimat. Und was machen die? Viele von ihnen singen Englisch wie etwa "Sunshine", manchmal ist aber auch nicht einmal das nötig, Hauptsache, die Musik klingt irgendwie nicht abgenudelt. Die Gruppe "Traband" ist solch ein Fall.

Was soll nun exportiert werden? Ich habe da so einen leisen Verdacht. Haben Sie dieses Jahr den European Song Contest gesehen? Der tschechische Beitrag ist ja schon im Halbfinale hängen geblieben. Ich würde sagen, zu Recht. "Kabat" hieß die Band, Hardrock. Den haben allerdings die Finnen gerade ein Jahr zuvor mit mehr Witz dargeboten und damals sogar den Wettbewerb gewonnen.

Als Deutscher kann ich im Übrigen ein Lied davon singen, von den tschechischen Musikexporten. Ein Kessel Buntes habe ich nicht gesehen, das lief auf der anderen Seite des Eisernen Vorhang. Jiri Korn und die erwähnte Helena Vondrackova waren mir so lange unbekannt, bis ich in dieses Land hier zog. Aber um Karel Gott bin natürlich auch ich nicht herumgekommen. Wer hatte das eigentlich zu verantworten, damals? War Gott nicht auch als singende Devisenbeschaffung des Staates unterwegs?

Devisenbeschaffung ist heute nicht mehr nötig, auch Tschechien hat Zugang zum freien Markt. Und mit dem EU-Beitritt vor drei Jahren, ist es sogar ein ausgesprochen großer Markt. Da müsste doch eigentlich jedes Huhn sein Korn finden, auch ohne Unterstützung des Staates.

Autor: Till Janzer
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