Die Hoffnung stirbt zuletzt – Tschechien und der Eurovision Song Contest

Marta Jandová und Václav Noid Bárta (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Tschechien und der Eurovision Song Contest: Das ist keine Erfolgsstory. Auch dieses Jahr hat es wieder mal nicht gereicht. Für die tschechischen Teilnehmer Marta Jandová und Václav Noid Bárta war in Wien bereits am Donnerstag Schluss. Damit bleibt Tschechien weiterhin nur Zaungast der Eurovision, zum vierten Mal ist das Land im Halbfinale des Wettbewerbs gescheitert. Ein Rückblick auf die kurze Geschichte von Tschechien im ESC.

Eurovision Song Contest 2015  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Insgesamt ist die Geschichte von Tschechien im Eurovision Song Contest noch mehr als überschaubar. „Tschechien gehört zu den Ländern, die erst sehr spät zum ESC gestoßen sind“, sagt der Historiker und ESC-Experte Julius Scharnetzky. Zu Zeiten der europäischen Teilung war den Ostblock-Ländern auch die Teilnahme am Grand Prix, dennoch wurde der Wettbewerb zumindest zeitweise vom Tschechoslowakischen Fernsehen ausgestrahlt. Nach der Samtenen Revolution trat das Tschechische Fernsehen schließlich 1993 dem Veranstalter des ESC, der European Broadcasting Union, bei.

Marta Jandová und Václav Noid Bárta  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Viele Länder des ehemaligen Ostblocks stießen 2004 zum Wettbewerb, in Tschechien jedoch war es erst drei Jahre später soweit, mit den Rockern der Gruppe Kabát und dem Titel „Malá Dáma“ (Kleine Lady). „Nach dem Sieg einer finnischen Hardrock-Band im Jahr zuvor hätte man erwarten können, dass bei den Zuschauern Rock und Hardrock hoch im Kurs stehen könnte“, sagt Julius Scharnetzky. Doch so war es nicht, Kabát musste 2007 als Letzter mit nur einem Trostpunkt aus Estland wieder nach Hause fahren. Im Jahr darauf folgte die Sängerin Tereza Kerndlová mit der harmlosen Disco-Popnummer „Have some fun“. In Moskau holte sie im Halbfinale immerhin neun Punkte, stieß als Vorletzte aber dennoch nicht bis in die Endrunde vor. Stilistisch und musikalisch völlig anders gelagert war schließlich 2009 die Gruppe Gipsy.cz. Sänger Radoslav Banga mimte bei seinem Auftritt einen Roma-Superhelden und nahm in dem Lied „Aven Romale“ gängige Klischees über die Minderheit aufs Korn – wiederum erfolglos. Tschechien wurde Letzter. Nach drei Pleiten in Folge zog sich das Tschechische Fernsehen zurück und kehrte – für ESC-Fans ziemlich überraschend – erst zum 60. Jahrestag des ESC wieder auf europäische Bühne zurück. Beim ESC 2015 hatten Sängerin Marta Jandová und Václav Noid Bárta den vielsagenden Titel „Hope never dies“ im Gepäck. Was folgte war am vergangenen Donnerstag das vierte Scheitern im Halbfinale – obwohl die beiden Musiker und ihr Lied im Vorfeld gute Presse hatten und bei den ESC-Fans viele Sympathie-Punkte gewannen.

Karel Gott in der Londoner Royal Albert Hall  (Foto: YouTube)
In der Bilanz bleibt Tschechien der schlechteste aller bisher gemeldeten ESC-Teilnehmer. Erfolgreichster tschechischer Teilnehmer ist ausgerechnet der unvermeidliche Karel Gott. Er gab 1968 in der Londoner Royal Albert Hall den Titel „Tausend Fenster“ – aus der Feder von Udo Jürgens – zum Besten und kam damit unter 17 Teilnehmern auf Platz 13. Angetreten war der damals schon international bekannte Sänger allerdings für Österreich.

Autor: Annette Kraus
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