Der tschechische Edelstein Moldavit zieht illegale Schürfer an

Moldavit

Die Suche nach funkelnden Edelsteinen fasziniert seit jeher die Menschen. Auf den Äckern im Süden Tschechiens lassen sich bis heute grün schimmernde Moldavite finden. Doch das Graben nach den Steinen ist eigentlich verboten.

Moldavit  (Foto: Onohej zlatove,  CC BY-SA 4.0)

Der Stein ist flaschengrün, durchsichtig und geheimnisvoll. Er heißt Moldavit und verweist auf die Moldau. In der Gegend am oberen Flusslauf der Moldau in Südböhmen gibt es nämlich das größte Vorkommen dieser Steine. Die Einwohner der dortigen Gemeinden freuen sich allerdings nur wenig über die Schürfer. Marie Vaňková ist stellvertretende Bürgermeisterin von Jankov in der Nähe von České Budějovice / Budweis. Sie beschreibt eine Fundstelle:

„An dieser Stelle ist zu sehen, dass hier vor kurzem gegraben wurde. Die Edelstein-Sucher geben nicht einmal bei minus zehn Grad Ruhe. Diese Grube war so groß, dass nun ein Teich entstanden ist und nebendran ein großer Erdhaufen. Die Glücksjäger kommen mit einem Bagger und machen hier einfach, was sie wollen.“

Moldavit-Grube  (Foto: Archiv der tschechischen Polizei)

Die Suche nach Steinen und Mineralien ist ein abenteuerliches Hobby. Man darf zwar mit Zustimmung des Grundstückbesitzers auf den sogenannten Streufeldern sammeln. Nach den edlen Stücken zu graben ist allerdings eine Straftat.

Die Probleme mit den Moldavit-Schürfern gebe es zwar seit mehreren Jahrzehnten, sagt der Bürgermeister von Jankov, Jan Jílek. In der letzten Zeit habe sich die Lage aber zugespitzt:

„Die Nachfrage nach den Moldaviten auf den Märkten sowohl im Westen als auch im Osten ist groß. Organisierte Gangs fahren daher regelmäßig zu den Fundorten. Wenn sie nach Jankov kommen, bleiben sie für mehrere Wochen da, und dann verschwinden sie wieder. Sie hinterlassen aber dauerhaft beschädigte Grundstücke.“

Moldavit  (Foto: Jindradraxler,  CC BY-SA 4.0)

Die Einwohner von Jankov beschweren sich außerdem, dass die Schürfer immer aggressiver seien und sie verbal und sogar physisch angreifen würden. Die Gemeinde habe zwei Möglichkeiten, gegen die illegalen Schatzsucher vorzugehen, sagt Jílek:

„Entweder überwachen wir die Grundstücke in Zusammenarbeit mit der Polizei und bemühen uns, die Edelstein-Gräber an ihrer Tätigkeit zu hindern. Oder wir können den Fundort untersuchen lassen, um zu bestimmen, ob er für eine Förderung geeignet ist. In unserem Fall hat das Umweltministerium bereits eine Untersuchung beschlossen.“

Die südböhmische Polizei versucht derzeit eine neue Taktik gegen die illegal Grabenden. Polizeihunde kämen dabei zum Einsatz, sagt Polizeisprecher Jiří Matzner:

Foto: YouTube

„Die Gruppen der Profi-Gräber sind meist nachts an den Fundorten. Das ist für die Polizisten schlecht, weil sie dann leichter gehört werden. Die Schürfer halten Wache an den Zugangswegen und in der Umgebung. Aber die Hunde können die Menschen, die sich in den Gruben verstecken, auf Entfernungen von bis zu mehreren Hundert Metern erschnüffeln. Das machen sich die Polizisten zunutze, indem sie sich mit ausgeschalteten Funksprechgeräten und Handys sowie ohne Taschenlampen an die Gruben heranpirschen.“

Vor einigen Tagen habe man so zwei der Grabenden beim Ort Nesměň aufgegriffen, sagt Matzner.

Moldavite  (Foto: Filip Černý,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Moldavite sind sogenannte Tektite. Die Experten nehmen an, dass die Edelsteine vor gut 15 Millionen Jahren beim Einschlag eines großen Meteoriten im heutigen Bayern entstanden und hauptsächlich auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik niedergegangen sind. Zum ersten Mal wurden sie 1786 als „Flaschensteine“ vom Prager Universitätsprofessor Josef Mayer beschrieben. 1836 wurden sie nach dem Fluss Moldau benannt.

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Autoren: Markéta Kachlíková , Petr Kubát
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