Deutsch-Tschechische Erklärung: Versöhnung mit jeweils eigener Vergangenheit

Lubomír Zaorálek und Frank-Walter Steinmeier (Foto: ČTK)

Die tschechisch-deutschen Beziehungen haben sich seit 1997 stark verbessert. Das haben Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem Treffen in Berlin betont. Anlass war die Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung vor 20 Jahren.

Lubomír Zaorálek und Frank-Walter Steinmeier  (Foto: ČTK)
Der tschechische Außenminister war der letzte offizielle Gast von Frank Walter-Steinmeier vor dessen Abschied als deutscher Chefdiplomat. Dies sei für ihn eine Ehre, sagte Zaorálek nach dem Treffen.

„Wir können auf zwanzig Jahre gute tschechisch-deutsche Beziehungen zurückblicken. Dies strahlt hoffentlich auch aus auf unsere Umgebung und stabilisiert die Region. Das ist meiner Meinung nach in dieser Zeit sehr wichtig.“

Lubomír Zaorálek und Frank-Walter Steinmeier  (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)
Die beiden Minister unterzeichneten ein Dokument zum 20. Jahrestag der Erklärung. Des Weiteren bekräftigten sie, die Tätigkeit des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds um weitere zehn Jahre zu verlängern. Tschechien soll dessen Arbeit mit 10 Millionen Euro fördern, Deutschland mit 25 Millionen Euro. Bundesaußenminister Steinmeier stellte dazu fest:

„Unsere Arbeit wäre nicht erfolgreich, wenn es neben der offiziellen Politik nicht viele privat engagierte Menschen gäbe. Das sind die Brückenbauer zwischen unseren beiden Staaten.“

Václav Klaus  (Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Am 21. Januar 1997 hatten Tschechien und Deutschland eine gemeinsame Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung abgeschlossen. Darin wurde unter anderem vereinbart, das Verhältnis zueinander nicht mehr mit Fragen der Vergangenheit zu belasten. Für Deutschland hat Bundeskanzler Helmut Kohl die Erklärung unterzeichnet, der damalige Premier Václav Klaus für Tschechien. Er hat sich im Tschechischen Rundfunk am Mittwoch an die Zeit erinnert:

„Es dauerte fast zwei Jahre, bis wir uns auf einen Text einigen konnten. Wir, also Helmut Kohl und ich, haben damals die Sache in die eigenen Hände nehmen müssen. Denn die Außenministerien waren nicht imstande, Formulierungen zu vereinbaren, die einen realistischen Blick auf die Geschichte ausgedrückt hätten.“

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Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
as damalige Gerede über die Versöhnung sei falsch gewesen, so Klaus. Er habe eine andere Deutung des Begriffes Versöhnung vorgeschlagen:

„Jeder von uns, muss sich mit der jeweils eigenen Vergangenheit versöhnen. Und das auf beiden Seiten. Es war ein anderes Paradigma in der Betrachtung der Vergangenheit. Wir sollten die Versöhnung mit den Deutschen und mit Deutschland aus unserem Vokabular streichen.“

Die bilateralen Beziehungen seien hervorragend, das tschechisch-deutsche Problem existiere aber seit Jahrhunderten und bestehe auch in der Gegenwart, meint das ehemalige tschechische Staatsoberhaupt:

„Deutschland ist ein dominantes Land. Es hat nun die Rolle, die es in den beiden Weltkriegen vergeblich erreichen wollte. Ein kleines Land in seiner Nachbarschaft muss vorsichtig sein in seinem Verhältnis zum Riesen nebenan.“