Deutsche Kunst zu Gast bei Tschechen
"Was wäre ich ohne dich..." - Nein, es ist keine Liebeserklärung, sondern eine Ausstellung, die am Dienstag in der Prager Stadtbibliothek unter eben diesem Titel eröffnet wurde. Die Prager haben nun die einzigartige Möglichkeit, 40 Jahre deutscher Kunst auf einen Blick zu sehen. Über die Ausstellung berichtet Jana Sachtova.
Die Ausstellung wurde ausschließlich für die Galerie der Prager Stadtbibliothek konzipiert, die Werke sind aus Privatsammlungen oder von verschiedenen Künstlern ausgeliehen. Noch nie wurde deutsche Kunst in einem solchen Ausmaß in der Tschechischen Republik vorgestellt, sagte die Kuratorin der Ausstellung Hana Larvova. Die deutsche Kunst sei im Moment sehr beliebt in der Welt, daher war es nicht so leicht, alle Werke zu bekommen, die man für die Ausstellung gerne haben wollte. Das bestätigt die Autorin der Ausstellung, Ljuba Berankova:
"Im Moment laufen Unmengen von Retrospektiven, also war es sehr schwer zum Beispiel Bilder von Neo Rauch zu bekommen. Schwierigkeiten hatten wir auch mit Werken von Daniel Richter und Martin Kippenberger. Letzterer stellt nämlich gerade in Amerika aus."
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der deutschen Malerei der letzten 40 Jahre. Bei der Konzeption hat sich die Autorin Berankova besonders auf die Persönlichkeit von Joseph Beuys konzentriert, der in den 60er Jahren an der Düsseldorfer Akademie wirkte, und auf seine Studenten und Kollegen wie zum Beispiel Karl Otto Götz. Tschechische Kunstliebhaber können in Prag die Werke von insgesamt 39 deutschen Künstlern bewundern, die meisten von ihnen haben an der Düsseldorfer Akademie studiert, wie zum Beispiel Sigmar Polke, Gerhard Richter, Franz Erhard Walther, Palermo und weitere. Einblicke in ihr Arbeiten bietet die Fotografin Angelika Platen mit ihren Fotos, die einen Großteil der Ausstellung ausmachen. Tschechische Besucher können in der Stadtbibliothek viel Neues sehen, denn es gibt nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen der tschechischen und der deutschen Kunst aus der jüngsten Vergangenheit, sagt die Berliner Galeristin tschechischer Herkunft Ljuba Berankova:
"Dazu zählt vor allem die Erneuerung der Kunst durch die Tendenzen der 60er Jahre. Das hat beinahe gleichzeitig sowohl in der damals Bundesrepublik Deutschland, als auch in der tschechischen Kunst stattgefunden."
Und warum man nicht die tschechische und die deutsche Kunst seit den 60er Jahren vergleichen kann, erklärt sie uns jetzt:
"Es war natürlich schwieriger für die tschechischen Künstler, in der Öffentlichkeit künstlerisch tätig zu sein und freie Kunst zu produzieren. Gerade wenn man die Bedingungen auf beiden Seiten vergleicht, merkt man den großen Unterschied. Also eigentlich wäre es ungerecht, deutsche und tschechische Kunst aus der Zeit zu vergleichen."
Die Ausstellung "Was wäre ich ohne dich..." ist in der Prager Stadtbibliothek auf dem Marianneplatz noch bis zum 22. Oktober zu sehen.