Deutsche und Tschechen im Alltag: Autos

Bereits in der ehemaligen Tschechoslowakei hatte das Auto bei den Bürgern einen sehr hohen Stellenwert. Mehr zum Thema "Autos in einer tschechischen Familie" in der Miniserie vom Deutsch-tschechischen Informations- und Dokumentationszentrum zur regionalen Zusammenarbeit in Markredwitz:

Die Auswahl an Fahrzeugen war früher äußerst gering, ebenso wie die finanziellen Mittel, die dem Einzelnen zur Verfügung standen. Daher pflegten die Besitzer ihr Auto besonders sorgfältig und taten ihr Bestes, um den Wagen möglichst lang in einem möglichst guten Zustand nutzen zu halten, so Pavel Novak:

"Das Auto gehörte zur Familie, so als ob man sich einen Hund anschafft. Bis 89 fuhr eine Familie dauerhaft ein und dasselbe Auto, die Fahrzeuge wurden kaum ausgetauscht. Im Unterschied zu Westeuropa fuhr man es teilweise 30 Jahre lang. Der Tscheche ist ein Bastler: Er hat sein Auto verwöhnt, repariert und poliert."

Ausländische Pkw-Marken waren so gut wie nicht erhältlich. Das Angebot beschränkte sich lediglich auf im Ostblock gefertigte Fahrzeuge:

"Hauptsächlich überwogen in Tschechien bis 1989 die folgenden Marken: der tschechische Skoda, LADA und Moskvich aus der Sowjetunion sowie WARTBURG und TRABANT aus der DDR. Insgesamt sah man auf unseren Strassen maximal 10 verschiedene Marken."

Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert: Seit 1989 stehen bei Tschechen vor allem westliche Fabrikate hoch im Kurs. Auch wenn bei den Pkw-Neuzulassungen die Marke Skoda im ersten Quartal des Jahres 2005 noch immer auf Platz 1 lag. Danach folgen jedoch bereits Renault, VW, Peugeot, Ford und Opel:

"Der Lebensstandard hat sich erhöht. Heute ist bei uns eine breite Palette zu haben - neue, leistungsstarke Autos. Viele Familien besitzen inzwischen 2 bis 3 Autos. In den reichen Familien hat teilweise sogar jedes Familienmitglied ein eigenes Auto."

Nach Ansicht von Pavel Novak hat sich das Auto in den vergangenen Jahren auf diese Weise zu einem gesellschaftlichen Status-Symbol entwickelt:

"Das Auto ist eine Visitenkarte. Wie Du Dir ein Auto kaufst, so baust Du Dir ein Haus."

Dass viele ausländische Touristen bei einem Besuch in Tschechien Angst vor Autodiebstahl haben, kann Pavel Novak nachvollziehen. Das Problem sei noch immer aktuell:

"Es werden vor allem Autos mit hohem Wiederverkaufswert gestohlen, wie zum Beispiel Volkswagen. Anschließend werden sie in osteuropäische Länder weiter verkauft, in die Ukraine oder Weißrussland."

Allerdings, betont Novak, seien die Diebe keine tschechischen Bürger, sondern gut organisierte, ausländische Banden. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt er allen Touristen, ihre Autos ausschließlich auf bewachten Parkplätzen abzustellen.