Die Aposteluhr steht still

Foto: CTK
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Wie jeden Tag werden sich auch in den kommenden Monaten wieder zahlreiche Touristen am Altstädter Ring in Prag vor der Aposteluhr - tschechisch orloj - versammeln, um zur vollen Stunde gebannt dem Glockenspiel mit den zwölf Aposteln zu lauschen. Bis Mitte November wird das beliebte Schauspiel aber ausbleiben und der ansonsten so belebte Platz unter der Uhr wie leergefegt sein. Sebastian Kraft war Zeuge dieses Szenarios, dass sich seit ein paar Tagen in der Prager Altstadt abspielt.

Otakar Zamecnik,  foto: CTK
Der Zahn der Zeit macht auch vor der Aposteluhr nicht halt. Die 1410 erstmals erwähnte astronomische Uhr wird seit Samstag einer aufwendigen und längst überfälligen Restauration unterzogen, die sich das tschechische Kulturministerium 2,5 Millionen Kronen (ungefähr 830 000 Euro) kosten lässt. Dazu werden neben der Wartung des Zifferblattes und des Uhrwerks auch die einzelnen Apostelfiguren von ihren Plätzen entfernt und von Spezialisten erneuert. Muss diese Aktion aber ausgerechnet zu einer Jahreszeit sein, in der tausende Touristen die Prager Innenstadt säumen? Dazu meint Otakar Zamecnik von der Firma Hainz, die die Aposteluhr schon seit 140 Jahren betreut.

"Es tut uns leid, dass die Renovierung ausgerechnet in der Hochsaison stattfindet. Aber zur Behebung der Schäden sind bestimmte meteorologische Bedingungen nötig, die gerade jetzt herrschen. Allen Touristen, die wegen der Aposteluhr nach Prag kommen, will ich um Verständnis bitten, aber einmal in zehn Jahren muss der "orloj" eben renoviert werden, damit er nicht nur unserer Generation erhalten bleibt, sondern auch in hundert Jahren noch funktioniert."

Die Aposteluhr,  foto: CTK
Von den Touristen, die sich zu jeder vollen Stunde dicht gedrängt vor der Aposteluhr versammeln, dürften auch die wenigsten eine Vorstellung haben, welchen Leidensweg die Apostel jede Stunde zu absolvieren haben. Jana Kopecka vom Institut für Kulturerbe gibt einen kurzen Einblick in das Innenleben der Uhr:

"Die Aposteluhr ist äußerst harten klimatischen Bedingungen ausgesetzt, konkret bedeutet das: Im Winter gefriert dort das Wasser, im Sommer scheint die Sonne drauf. Die Temperaturschwankungen sind wirklich extrem, im August kann sich die Scheibe mit den Ziffern auf bis zu 70 Grad erhitzen, was gerade für die Farben schädlich ist."

Insbesondere das Skelett, das an die Endlichkeit des menschlichen Lebens erinnern soll, schien diesen Bedingungen seit der letzten Renovierung 1994 nicht mehr standgehalten zu haben. Die Restaurateure stellten mehrere Rippenbrüche fest, die sich aber leicht beheben lassen. Schmerzen dürfte der symbolische Tod ohnehin keine empfunden haben.