Prags astronomische Uhr läuft wieder im ursprünglichen Takt
Prag hat viele Wahrzeichen. Eines der wichtigsten war jedoch über Monate unter Bauplanen versteckt – und zwar die Astronomische Uhr. Seit Beginn des Jahres wurde sie restauriert, doch seit drei Tagen ist sie wieder in Betrieb.
„Wir haben das komplette Laufwerk ausgewechselt. Bis zum 5. Mai 1945 wurde es per Hand aufgezogen. Nach dem Krieg, als der Orloj repariert und neu in Gang gesetzt wurde, hat man einen elektrischen Kettenantrieb eingebaut. Nun aber haben wir ihn wieder durch den ursprünglichen Mechanismus ersetzt. Das heißt, die Uhr wird durch Hanfseile in Takt gebracht, die auf einer hölzernen Kabeltrommel aufgewickelt sind. Die Trommel ist aus wunderbarem Eichenholz. So hat die Uhr ihre ursprüngliche Sequenz zurückerhalten.“
Petr Skála und sein Team hatten das Uhrwerk des Nikolaus von Kaaden aus dem Jahr 1410 in monatelanger Detailarbeit vollständig auseinandergenommen, aufwendig gereinigt, justiert und, soweit nötig, repariert. Die Anspannung sei bis zum Schluss zu spüren gewesen, erzählt der 72 Jahre alte Skála:„Wir haben daran nahezu ohne Unterbrechung von früh bis abends wie auch an den Wochenenden gearbeitet.“
Nun aber läuft die Uhr wieder und zieht die Prag-Touristen erneut in ihren Bann. Diejenigen, die sie schon vordem gesehen haben, können jetzt auch äußerliche Veränderungen feststellen. Dazu sagt der Verwalter des Altstädter Rathauses, Lukáš Stránský:
„Von außen wurde die gesamte Uhr gereinigt. Die größte sichtbare Veränderung ist das kleine Dach über dem Orloj, es hat einen neuen Anstrich bekommen. Ganz neu ist die Kalenderscheibe. Hierzu wurde eine neue, originalgetreue Kopie des Kalenderzifferblatts angefertigt. Die Uhr bekam ein neues Netz als Schutz vor Taubendreck. Zudem fliegt bei den verschiedensten Feierlichkeiten auf dem Altstädter Ring immer etwas durch die Luft.“Die Restaurierungsarbeiten am Altstädter Rathausturm kosteten insgesamt mehr als zwei Millionen Euro. Eine Legende, wonach dem Land Krieg und Unheil drohen, falls die Uhr einmal stehen bleiben sollte, bewahrheitete sich nicht. Die nächste Wartung steht Skála zufolge frühestens in zehn Jahren an.