Die Bedeutung der Bibel für das neue Europa

Im Rahmen einer Veranstaltung der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der jüdischen Organisation B'nai B' rith Europe und der tschechisch christlichen Akademie trafen sich am Freitag Experten um über die Bedeutung der Bibel für das neue Europa zu sprechen. Ein recht mutiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass es sich bei der Tschechischen Republik um das atheistischste Land Europas handelt. Svenja Mettlach und Benjamin Slavík waren vor Ort.

Die Zahl derer, die sich in Tschechien keiner Konfession zugehörig fühlen, liegt offiziell bei 73,5%. Generell ist das Verhältnis der Tschechen zur Kirche eher als distanziert zu beschreiben. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie beispielsweise Polen, trat die Kirche in Tschechien kaum als Gegenpol zum kommunistischen Regime oder als Begleiter des Transformationsprozesses in Erscheinung.

Professor Adolf Hampel von der Universität Gießen sprach in seinem Redebeitrag von dem Einfluss der Bibel im neuen Europa. Auf die lediglich in der Präambel der Europäischen Verfassung erwähnte Bedeutung der Bibel, ging Professor Hampel wie folgt ein:

"Angesichts der Tatsache, dass an der Wiege der Kulturen ganzer Völkerfamilien Europas das Wort der Bibel steht, wäre es ein grotesker Versuch die fundamentale Bedeutung der Bibel für Europa wegformulieren zu wollen. Was bliebe von der Kultur, von der Geschichte eines europäischen Landes übrig, wenn man die christlichen, biblischen Ingredienzien herausdestillieren wollte?"

Die Bibel - bible
Durch die Eingliederung in das Spannungsfeld der Europäischen Union und durch die aktuelle Notwendigkeit des Dialogs mit den anderen großen Weltreligionen, könnte die tschechische Kirche vermehrt in Erscheinung treten, so der Tenor.

Im Umgang der drei großen Religionen im europäischen Miteinander sei es wichtig, sowohl die gemeinsame Geschichte als auch die gemeinsamen Werte zu beachten. Dabei sollte man immer vor Augen haben, dass die Konflikte meist in der Ähnlichkeit begründet liegen und nicht in den Unterschieden, meint Hampel:

"Nur wenn wir uns der ganzen Wahrheit stellen und gleichzeitig dem Geist der Aufrechnung abschwören, können wir eine einseitige Sicht auf die je eigene Geschichte verhindern und Gegenwart und Zukunft für ein fruchtbares Miteinander öffnen."

Denn vor allem die historisch gewachsenen Konflikte, so Hampel, würden, das größte Gefährdungspotential für ein friedliches Beisammensein darstellen.