Die dunkeln Seiten Berlins und Prags
Ab Mittwoch geht es im Goethe-Institut in Prag um Mord und Todschlag. Die deutsche Kulturvertretung an der Moldau beschäftigt sich bis April nämlich mit dem Thema Krimi. Geboten sind spannende Geschichten aus Film und Literatur, aber auch etwas für die jüngeren Leser von Detektivgeschichten. Ein Gespräch mit dem Leiter der Pressearbeit im Goethe-Institut, Tomáš Moravec.
Herr Moravec, das Goethe-Institut in Prag beschäftigt sich in den kommenden Wochen mit dem Thema Krimi. Wie sind Sie darauf gekommen?
„Das Thema ist sehr spannend. Die Krimiliteratur und die ganze Szene in Deutschland boomen derzeit. Wir hatten deshalb die Idee, tschechische und deutsche Autoren des Genres zusammenzubringen und zu schauen, was es in Deutschland insgesamt zu dem Thema Neues gibt. Das geht aber weit über die Literatur hinaus.“
Gleich am Mittwoch stellen Sie in einer Diskussion den tschechischen und den deutschen Krimi gegenüber. Wo liegen denn die Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Und vor allem, können Berlin noir und Prag noir tatsächlich mit dem Scandi noir mithalten?
„Die Idee zu der Diskussion kam von einem amerikanischen Verlag, der sich entschieden hat, Krimigeschichten aus der ganzen Welt zu sammeln. Entstanden sind ein Band mit 14 Texten aus Deutschland und ein weiterer mit 13 Texten aus Tschechien jeweils unter dem Titel Berlin noir und Prag noir. Wir wollten darum die Herausgeber – Thomas Wörtche und Pavel Mandys – ins Goethe-Institut holen und mit ihnen darüber diskutieren, was die beiden Städte sowie die deutschen und tschechischen Krimiautoren verbindet. Ob und wie die Krimis aus den beiden Ländern mit denen aus Skandinavien mithalten können, das ist natürlich eine interessante Frage. Die Geschichten aus Deutschland und Tschechien sind aber auch ganz anders als die aus dem Norden.“
Sie geben den tschechischen Zuschauern vor allem über den Film einen Einblick in die deutsche Krimiwelt. Welche Streifen zeigen Sie denn?
„Es erwarten uns vor allem aktuelle Krimifilme aus Deutschland, vor allem die bekannte Reihe ‚Dreileben‘. Da befassen sich drei unterschiedliche Regisseure mit Kriminalfällen. Wir zeigen die Streifen schon ab 31. Januar im Rahmen unseres Kino Goethe.“
Bleiben wir kurz beim Film. Versuchen Sie den Tschechen auch das deutsche Phänomen „Tatort“ zu erklären?
„Ohne den ‚Tatort‘ kommt man natürlich nicht weit, wenn man über die deutsche Krimiszene spricht. Wir überlegen uns tatsächlich, ob wir in den kommenden Monaten unseren Zuschauern nicht einige Folgen des ‚Tatorts‘ live zeigen. Das ist aber eine Frage der Rechte, weshalb wir jetzt noch nichts versprechen wollen. Wir werden uns in den kommenden Wochen aber noch mit einem anderen Phänomen aus Deutschland beschäftigen, und zwar mit ‚Babylon Berlin‘. Wir wollen uns fragen, wieso diese Serie so beliebt ist und wie dieser historische Krimi eigentlich entstanden ist.“
Die Reihe wird nun ja auch im Tschechischen Fernsehen auf Tschechisch ausgestrahlt. Sie bieten aber nicht nur ein Programm für Erwachsene, sondern wollen auch Kinder in die Welt der Detektiv- und Polizeigeschichten einführen. Was haben Sie dazu geplant?
„Am 5. Februar veranstalten wir hier einen Spielenachmittag. Der ist aber nicht nur für Kinder, sondern für Besucher aller Altersgruppen. Wir bieten einige Brettspiele, die dazu einladen, sich mit dem Thema Krimi auseinanderzusetzen. Es geht aber auch darum, dabei Deutsch zu sprechen und die Krimispiele auch tatsächlich auf Deutsch zu spielen.“
Spielerisch sieht es aber auch hier im Goethe-Institut aus. Sie haben zu den Krimis so etwas wie eine Ausstellung vorbereitet. Wie visualisieren Sie das Thema?
„Dem Krimi ist ein ganzer Raum im ersten Stock des Instituts gewidmet. Zentral ist eine Installation, die man auf Deutsch so schön ‚Crazy Wall‘ nennt. So eine Wand mit sämtlichen Beweisen ist ja schon seit den 1990er Jahren fester Bestandteil zahlreicher Fernsehkrimis. Dazu kommen noch Bücher und weitere typische Gegenstände. Auf einen weißen Kreideumriss auf dem Boden haben wir verzichtet, das wäre uns dann doch zu grausam gewesen. “
Zurück zur Literatur. Im April haben Sie eine Autorin aus dem hohen Norden Deutschlands eingeladen…
„Es kommt Simone Buchholz mit ihrem neuen Roman ‚Mexikoring‘ zu uns. Die literarische Szene Deutschlands ist uns ja sehr wichtig. Damit wird Simone Buchholz neben Pavel Mandys und Thomas Wörtche ein literarisches Highlight der Themenreihe.“
Zum Abschluss: Natürlich wollen Sie auch die besten Krimis aus Deutschland präsentieren, und momentan sind die Autoren und Filmemacher ja auch hochproduktiv. Was können Sie denn besonders empfehlen?
„Ich kann mich da nur wiederholen. Auf jeden Fall den ‚Tatort‘, mit dem auch ich aufgewachsen bin. Das ist ein wichtiges Stück deutscher Fernsehkultur. Natürlich empfehle ich außerdem ‚Babylon Berlin‘. Ich bin gespannt, wie das tschechische Fernsehpublikum darauf reagieren wird.“