Inspiration im Böhmerwald gefunden: Krimi-Autor Ossi Heindl

Böhmerwald

Ossi Heindl ist Krimi-Schriftsteller und auch erster Vorsitzender des Karel-Klostermann-Vereins. Während des Festivals „Šumava Litera“, das im November in der Böhmerwald-Stadt Vimperk / Winterberg stattfand, wurde er mit einem Preis geehrt. Am Rande der Veranstaltung entstand auch das folgende Gespräch mit dem Autor.

Herr Heindl, gehören Sie zu den regelmäßigen Teilnehmern des Festivals?

Ossi Heindl | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ich komme seit vielen Jahren nach Vimperk zu ,Šumava Litera‘. Einige Male habe ich hier auch schon Vorträge gehalten. Seit vielen Jahren schreibe ich Böhmerwald-Krimis – es sind Krimis, die immer einen Bezug über die Grenze hinweg haben.“

Finden Sie für Ihre Bücher immer noch Inspiration im Böhmerwald?

„Es ist unglaublich, wie viele Themen es gibt. Im vorletzten Roman habe ich mich beispielsweise mit den Umwelt-Terroristen beschäftigt. Dann habe ich einen Krimi über die Corona-Situation geschrieben. Die Themen gehen nicht aus. Der nächste Krimi wird wahrscheinlich über die Schleuserbanden erzählen, die momentan unterwegs sind und große Probleme bereiten.“

Gibt es auch Geschichten aus der Zeit des Eisernen Vorhangs, die Sie inspirieren?

„Ja, ich habe diese Zeit ja selbst erlebt. Meine Frau stammt aus Bayerisch Eisenstein. Da haben wir natürlich den Eisernen Vorhang aus der Nähe erlebt. Diese Zeit spielt auch in einige meiner Krimis hinein.“

Was fanden Sie bei dem diesjährigen Festival am spannendsten?

„Die Vorträge waren mehr oder weniger alle spannend. Was für mich besonders spannend ist, sind die Begegnungen. Man begegnet hier so vielen interessanten Leuten! Man kann Kontakte knüpfen, man kann mit den Menschen sprechen. Außerdem interessiert mich der Büchermarkt. Ich wühle mich durch die Bücher, die da ausgestellt sind. In dieser Vielfalt findet man nirgendwo anders Literatur über den Böhmerwald. Das ist für mich eines der interessantesten Momente – solche Bücher anzuschauen, sie in die Hand zu nehmen und natürlich einige zu kaufen.“

War der Großteil der Bücher aber nicht auf Tschechisch?

Festival Šumava Litera | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Bei den Bildbänden ist es kein Problem, da sprechen die Bilder für sich. Und so viel Tschechisch kann ich, dass ich das einigermaßen hinkriege.“

Sie kommen auch aus dem Grund zum Festival, weil Sie Vizevorsitzender des Klostermann-Vereins sind. Mit wem arbeitet der Verein in Tschechien zusammen?

„Der Klostermann-Verein hat die Zusammenarbeit schon in seinem Programm und in seiner Satzung festgeschrieben. Es gibt eine bayerische und eine tschechische Sektion des Vereins. Wir sind in ständiger Verbindung miteinander, wir kennen uns natürlich gut. Wenn irgendwo etwas veranstaltet wird, machen wir die anderen darauf aufmerksam. Wenn es Probleme gibt, dann hilft man sich gegenseitig. Jetzt drehen wir beispielsweise einen Film zusammen, der zwar vor allem im bayerischen Klostermann-Verein entsteht, aber wir sind immer wieder zu den Filmaufnahmen in den Böhmerwald hinübergefahren. Mit diesem Film wollen wir in die Schulen des Bayerischen Waldes gehen – also in der Grenzregion. Wir wollen die Schüler auf diesen Schriftsteller und sein Anliegen aufmerksam machen. Klostermann wurde auch ,Apostel der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen‘ genannt. Das ist uns wichtig. Die jungen Leute schauen leider nur sehr wenig hinter die Grenze. Das ist für sie alles ein unbekanntes Land. Wir möchten aber erreichen, dass sich auch junge Menschen für unsere Nachbarn interessieren. Denn wenn nicht die jungen Menschen, wer sonst?“

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