Aus Bayern zu Fuß nach Svatá Hora – Heinrich Vierlinger organisiert Pilgerfahrten und Wanderungen
Heinrich Vierlinger lebt in Bayern und engagiert sich stark in den tschechisch-deutschen Beziehungen. So war er an einigen Dokus beteiligt, veranstaltet Wanderungen durch den Böhmerwald und organisiert Pilgerfahrten nach Böhmen. Vierlinger ist Geschäftsführer der „Gesellschaft für grenzenlose Kultur und Geschichte für Bayern, Böhmen und Österreich“. Vor kurzem nahm er am Festival Šumava Litera in Vimperk / Winterberg teil. Martina Schneibergová hat dort mit Heinrich Vierlinger gesprochen.
Herr Vierlinger, kommen Sie regelmäßig zum Festival Šumava Litera?
„Ja, ich komme regelmäßig seit einigen Jahren und bin auch am Programm mit den Dokumentarfilmen beteiligt, die ich mit einem Team aus Bayern drehe. Bisher sind drei Dokumentarfilme entstanden, bei denen ich als Produktionsleiter tätig war. Das war der Pilgerfilm ,Einmal im Leben zum Heiligen Berg‘. Er ist 2018 entstanden. 2020 wurde ,Mythos Böhmerwald I‘ gedreht. Letztes Jahr entstand der Film ,Glas im Wandel der Zeit‘. Dieser Film ist sehr erfolgreich. Ich habe ihn jetzt auch im Rahmen des Festivals zweimal gezeigt. Alle Dokumentarfilme sind deutsch-tschechisch und wurden vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert. Derzeit planen wir einen neuen Film ,Mythos Böhmerwald II‘. Da geht es um die Dichter und Schriftsteller von den beiden Seiten der Grenze.“
Mit wem arbeiten Sie auf tschechischer Seite zusammen?
„Mit dem Festival Šumava Litera, mit dem Historiker Vladimír Horpeniak vom Museum in Kašperské Hory sowie mit den Städten Winterberg und Prachatitz. In Prachatitz bin ich mit dem Schwemmdirektor Hynek Hladík in Kontakt. In Budweis habe ich auch einen netten Kollegen – Martin Polák. Es gibt mittlerweile ein kleines Netzwerk, und wir arbeiten intensiv zusammen.“
Was fanden Sie am diesjährigen Festival am spannendsten?
„Das ist vor allem die Vielfalt des Programms. Was mich besonders beeindruckt und erfreut hat, war beispielsweise der Film ,Honza má pech‘ (,Hans im Pech‘, Anm. d. Red.). Ich habe den Vortrag von Dalibor Vácha über die Lehrer in der tschechoslowakischen Legion mitgehört und konnte etwa 50 Prozent verstehen. Ich spreche Tschechisch, aber er hat sehr schnell gesprochen. Aber der Klostermann-Vortrag und der Galaabend haben mir sehr gut gefallen.“
Wen vertreten Sie beim Festival?
„Ich bin Geschäftsführer der Gesellschaft für grenzenlose Kultur für Bayern, Böhmen und Österreich und bin seit 30 Jahren Waldführer im Nationalpark Bayerischer Wald und Kulturreiseleiter unseres Kreises Freyung-Grafenau. Ich organisiere Kulturreisen nach Tschechien und biete als Waldführer Wandertouren im Nationalpark Böhmerwald an. Jedes Jahr in der ersten Septemberwoche gibt es drei Tage Wandern mit Heinrich Vierlinger. Als Standhotel nehme ich das Hotel Srní in Rehberg, und von dort aus werden unterschiedliche Touren angeboten – kaum eine Wiederholung, sondern immer etwas Neues.“
Und die Pilgerfahrten, die Sie leiten, führen nur nach Svatá Hora oder auch anderswohin?
„Auch anderswohin. Es gibt zudem kürzere Wanderungen. Seit 2009 besteht ein Zweig der Via Nova (europäischer Pilgerweg, Anm. d. Red.), der von Vilshofen nach Svatá Hora führt. Es gibt einen Via-Nova-Verein in Salzburg, und es gelang uns, den Verein davon zu überzeugen, einen Abstecher von Via Nova nach Svatá Hora zu errichten. Deswegen gibt es einen Via-Nova-Ast, der nach Příbram führt. Dieser wurde auch von der tschechischen Seite stark unterstützt. Ich habe schon 2007 mit Pilgerwanderungen nach Svatá Hora begonnen. Für die Bayerwäldler war das seit 1795 eine Tradition.
Damals fand die erste Pilgerfahrt aus Bayern statt, die im Archiv von Svatá Hora nachgewiesen ist. In den ersten Jahren habe ich zweimal pro Jahr die Pilgerwanderungen organisiert, jetzt mache ich das einmal im Jahr – immer im Mai. Wir gehen von Kreuzberg bei Freyung – das ist ein St.-Anna-Wallfahrtsort – in sechs Tagen bis zum Heiligen Berg. Bei der Wanderung besichtigen wir auch Sehenswürdigkeiten. Im kommenden Jahr erreicht die Gruppe am 18. Mai den Heiligen Berg. Die letzte Etappe beginnt in Rožmitál pod Třemšínem. Wir kommen um 13 Uhr am Svatá Hora an – nach einem kräftigen Picknick. Es gibt mittags immer Picknick, und ich bin der Chefkoch. Nach dem Picknick findet die heilige Messe statt. Dazu kommen weitere Pilger aus Bayern, die mit dem Bus anreisen.“
Wissen Sie, dass der Guntherweg bald bis nach Prag – zum Benediktinerstift Břevnov – verlängert wird?
„Den Guntherweg kenne ich auch, das ist ein spannender Weg. Er trifft in Sušice / Schüttenhofen auf die Via Nova. Bei Gutwasser nahe Hartmanice kommt man auf dem Weg nach Böhmen. Wir haben am zweiten Tag der Pilgerwanderung immer auch Gutwasser und die Kirche St. Maurenzen auf dem Programm.“
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