„Die falsche Geige von Frau Steinbach“

Władysław Bartoszewski (Foto: Mariusz Kubik, www.wikimedia.org)

Sie hat mit ihren umstrittenen Aussagen über Polens Rolle im Zweiten Weltkrieg und über den Charakter des polnischen Widerstandskämpfers Władysław Bartoszewski für erhebliche Aufregung gesorgt. Nicht nur in Deutschland und Polen, sondern auch hierzulande: Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen und CDU-Abgeordnete Erika Steinbach. Ein Thema, dessen sich der ehemalige Deutschland-Korrespondent des Tschechischen Rundfunks, Jiří Hošek, in seinem Gastkommentar für die Tageszeitung „Hospodářské noviny“ annimmt. Steinbach, so schreibt Hošek, sei schon immer für Kontroversen gut und deswegen gefürchtet gewesen. Nun aber sei sie endgültig zu einem gefährlichen, weil völlig unberechenbaren politischen Faktor geworden:

Erika Steinbach
„Es scheint, als hätte die Causa Thilo Sarrazin und dessen politisch inkorrekte Äußerungen zur Integration von Zuwanderern (…) ein imaginäres Ventil an Erika Steinbach geöffnet. Nun fliegen Thesen durch die Luft, die geeignet sind, den politischen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland zu zerstören.“

Zwar habe Steinbach ihre Behauptung vom angeblich schlechten Charakter von Władysław Bartoszewski inzwischen relativiert und den harten Angriff auf den 88-jährigen ehemaligen polnischen Außenminister bedauert. Außerdem habe sie ihr Ausscheiden aus dem CDU-Vorstand in Aussicht gestellt. Damit habe die ehemalige Geigerin aber nur einen weiteren falschen Ton angestimmt, meint Kommentator Hošek in der Hospodářské noviny:

Władysław Bartoszewski  (Foto: Mariusz Kubik,  www.wikimedia.org)
„Frau Steinbach ist eine kluge Politikerin und weiß genau, dass jede ihrer Äußerungen, Reden und Artikel genau verfolgt wird. Daher gilt es als nahezu ausgeschlossen, dass ihr die Sätze über die polnische Mobilisierung und den Charakter von Władysław Bartoszewski nur so herausgerutscht sind. Es sieht leider viel eher danach aus, als ob der Plan, eine neue konservative Partei rechts der CDU-CSU-Bastion zu gründen, immer konkretere Formen annehmen würde.“

An dieser Entwicklung sei auch Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel nicht ganz unschuldig, meint Jiří Hošek in seinem Zeitungskommentar. Als kinderlose, evangelische Parteileaderin aus der ehemaligen DDR passe sie eher an die Spitze der Postkommunisten oder der Grünen, so der ehemalige Deutschland-Korrespondent Jiří Hošek. Die Gründung einer neuen Partei deutlich rechts der Mitte würde wohl zu einem Massenexodus von CDU/CSU-Mitgliedern führen, meint der nunmehrige Auslandschef des Tschechischen Rundfunks in seinem Gastkommentar für die Hospodářské noviny.