Jones – Sarrazin - Steinbach

Terry Jones (Foto: ČTK)
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Welche Themen hat die frische tschechische Presse am Freitag aufgegriffen? Es geht zwei Mal um Muslime und den Islam und ein Mal um die Vertriebenenpräsidentin, also um folgende Namen: Jones, Sarrazin, Steinbach.

Terry Jones  (Foto: ČTK)
Der Prediger Terry Jones wollte am achten Jahrestag des Terrorangriffs vom 11. September öffentlichkeitswirksam den Koran verbrennen. Das hatte er nach weltweiten Protesten von höchster Ebene und neuen Terrorängsten schließlich abgesagt, wenn auch möglicherweise nicht endgültig. Teodor Marjanovič geht in der Mladá fronta Dnes auf die Ansicht von Jones und vieler anderer ein, der Koran sei ein Buch voll des Bösen:

„Mit Blick darauf, was heutzutage im Namen des Islam alles angerichtet wird, braucht man sich am Ende nicht zu wundern. (…) Niemand der Anhänger dieser Meinung - und insbesondere Geert Wilders oder Ayaan Hirsi Ali nicht - würde eine öffentliche Verbrennung des Korans gutheißen. Das ist schlicht ein verletzender, abartiger Protest – und ist haargenau dasselbe, was die islamischen Fanatiker machen. Oder die Nazis mit jüdischen Büchern.“


Thilo Sarrazin  (Foto: ČTK)
Und wir bleiben beim Islam: Thilo Sarrazin, Ex-Senator von Berlin und bis Donnerstagabend auch Vorstandsmitglied der Bundesbank. Der Fall Sarrazin sorgt seit einiger Zeit schon für Aufregung in Deutschland. Vor allem aber, seit Thilo Sarrazin mit seinen umstrittenen Thesen zur Integration von Muslimen in Buchform an die Öffentlichkeit getreten ist. Die öffentliche Debatte kochte, als Sarrazin sprach: „Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden.“ Integration, Juden – alles heiße Eisen in Deutschland. Wie schaut man in Tschechien auf die Ereignisse, wo political correctness um ihrer selbst Willen nie besonders groß geschrieben wurde? Zbyněk Petráček meint in der Zeitung Lidové noviny, es gehe bei der hitzigen Debatte in Deutschland längst nicht mehr nur um Sarrazin, um seine Abberufung und die Proteste dagegen:

Angela Merkel  (Foto: ČTK)
„Wundern Sie sich, dass ein Fünftel der deutschen Wähler hinter Sarrazin steht? Die Proteststimmen wollen keinen Rassismus, keinen Antisemitismus, keine Islamphobie. Sie wollen eine klare Debatte ohne den Schweigefilter des Multikulti. Es empört sie, wenn bestimmte Worte aus dem Kontext gerissen werden, um einen Menschen aus einer traditionellen politischen Partei und der Zentralbank zu degradieren. (…) Darin gründen die Proteste für Sarrazin. Kanzlerin Merkel weiß das und ruft zu einer Debatte ohne Tabu auf, aber die SPD zögert. Wenn sie auf der Heiligkeit des Multikulti in der heutigen Form beharrt, dann verurteilt sie sich selbst langfristig in die Opposition.“


Erika Steinbach
Und zum Abschluss noch ein anderer Rücktritt aus einem Vorstand. Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und CDU-Mitglied, zieht sich aus dem Vorstand der Partei zurück. Auf der Klausurtagung der Fraktion hatte Steinbach am Mittwoch für Unstimmigkeiten gesorgt. Sie soll mit Blick auf das Jahr 1939 gesagt haben, es stimme ja, dass Polen damals zuerst mobil gemacht habe. Ähnliches hatten zuvor zwei andere CDU-Politiker erklärt. Laut Daniel Kaiser von der Lidové noviny sei das genau der indirekte Jargon, in dem Nationalisten in Deutschland die Schuld auch auf andere Länder abwälzen:

„Steinbachs Kollegen aus der CDU ist der Geduldsfaden gerissen, was diese Subkultur der Anspielungen betrifft. Jetzt muss man nur noch das Wunder erklären, warum all die (…) vertriebenen Minderheiten sich zwölf Jahre lang repräsentieren lassen von der Tochter eines Wehrmachtoffiziers, der erst im Jahre 1941 nach Rumie bei Danzig kam.“