Die Hochwassersituation in Prag beginnt sich allmählich zu entspannen
Am Mittwochnachmittag - kurz nach 14 Uhr - kam in Prag endlich die herbeigesehnte Meldung: die Moldau steigt nicht mehr, sondern beginnt ganz geringfügig zu sinken. Der im völlig überfluteten Stadtteil Chuchle gemessene Pegelhöchststand war gerade von 7,84 Meter um einen Zentimeter gesunken. Normal sind hier 50 Zentimeter bis max. ein Meter. Von Entwarnung war jedoch noch nicht die Rede, da die Einsatzkräfte der Feuerwehr noch alle Hände voll zu tun hatten mit dem Auspumpen der Wassermassen aus historisch wertvollen Gebäuden. Lothar Martin fasst zusammen, wie die Hochwassersituation in Prag bis zu diesem Zeitpunkt ausgesehen hat.
Doch dies war zum Glück für die Altstadt nicht mehr erforderlich. Aufatmen allerseits, doch nicht alle Prager kamen mit dem Schrecken davon: "Ich habe Glück, weil ich im Stadtteil Strasnice wohne. Schlimmer ist es für Leute, die direkt an der Moldau wohnen. An die denke ich natürlich. Beispielsweise an meinen Schwager, der auf der Kampa-Insel auf der Prager Kleinseite ein Geschäft hat. Da steht das Wasser schon zwei Meter hoch. Ich verfolge die Situation im Fernsehen. Ich habe auch versucht, auf irgendeine Weise zu helfen, als die Barrieren auf der Kampa-Insel aufgestellt wurden. Aber das hat nichts genützt, denn das Wasser hat sie überwunden. Die ursprünglichen Prognosen waren offensichtlich falsch."
Eine Pragerin wollte das Unheil gar nicht sehen: "Ich will nur raus aus Prag. Es ist schlimm hier, richtig schlimm."Eine andere Pragerin nahm die Situation weit gefasster: "Natürlich nehme ich wahr, was geschieht und die Leute, die ihr Haus, ihr Hab und Gut verloren haben, tun mir natürlich leid. Die Bilder, die ich im Fernsehen gesehen habe, haben mich erschreckt. Deshalb bin ich froh, dass es jetzt Tag ist und die Sonne scheint und dass es den Anschein hat, dass das Wasser langsam zurückgehen wird. Dann wird aufgeräumt und das Leben geht weiter."
In Kürze stehen also die Aufräumarbeiten an. Das tschechische Kabinett unter Ministerpräsident Vladimír Spidla hat am Mittwoch beschlossen, hierbei die humanitäre Hilfe aus dem Ausland anzunehmen, die Tschechien im Zusammenhang mit den Überschwemmungen angeboten wurde. Vizepremier Svoboda zufolge werden in Tschechien vor allem Impfstoffe, Medikamente und Trockenvorrichtungen benötigt.