Die lautlose Gefahr: Prag wehrt sich gegen Segways

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

In Prag sind sie allgegenwärtig: Segways. Vor allem Touristen kurven auf den Fahrzeugen durch die Altstadt. Gern gesehen sind sie dabei aber nicht von jedem. Weil sich Unfälle häufen, wird schon seit längerem überlegt, wie man den Verkehr einschränken könnte. Nun plant das Verkehrsministerium kein flächendeckendes Verbot, sondern will die Regelung den Kommunen überlassen. Bürgern und Politikern in der Prager Altstadt ist das zu wenig.

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Die Ein-Personen-Roller auf zwei dicken Rädern haben sich seit einigen Jahren weltweit in den Großstädten breitgemacht. Mit Elektro-Antrieb bewegen sich Touristen schnell von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Die Ortsansässigen und Passanten sind meist weniger begeistert. So auch Viktor Dudr. Er arbeitet im Zentrum von Prag, und er ist blind. Die lautlosen Segways sind für ihn besonders gefährlich.

„Keiner hört sie kommen. So ein Segway ist gute 30 oder 40 Kilo schwer. Er kann eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Stundenkilometern erreichen. Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn er in einen Fußgänger fährt. Dann dürfte es zumindest zu sehr schweren Beinverletzungen kommen.“

Das Problem ist schon länger offensichtlich. Doch trotz der hohen Geschwindigkeit und der Masse der Gefährte werden die Segways samt ihrer Fahrer bislang rechtlich wie Fußgänger behandelt. Das heißt: Sie müssen die Gehsteige benutzen, die in Prag notorisch überfüllt sind. Das Verkehrsministerium ist im März von der Idee eines generellen Segway-Verbots abgerückt. Anders als noch im vergangenen Oktober angekündigt, will der Gesetzgeber mit einer Novellierung des Straßenverkehrsgesetzes die Regelung den Gemeinden überlassen. Die Segways würden dann als Personenbeförderungsmittel gelten. Wo diese fahren dürfen, das muss die betroffene Kommune im Einzelfall regeln. Betroffen ist aber in erster Linie: der Erste Prager Stadtbezirk rund um Karlsbrücke und Altstädter Ring. Unzählige Verkehrsschilder müssten dann aufgestellt werden. Für Bürgermeister Oldřich Lomecký von der konservativen Partei Top 09 schafft die geplante Neuregelung keine Abhilfe:

Oldřich Lomecký  (Foto: TOP 09)
„Wir werden dagegen kämpfen. Dieser Gesetzesvorschlag stellt sich nicht dem Problem, dass betrunkene Touristen auf Segways herumfahren. Nicht einmal die Stadtpolizei kann dagegen vorgehen. Es gehen also Passanten auf den Gehsteigen, und es sind dort Segways unterwegs. Und leider ist es schon in dutzenden Fällen zu schweren Verletzungen gekommen.“

Äußerst angetan von der Kehrtwende des Verkehrsministeriums sind hingegen die Betreiber. Die haben sich in Prag zu einem Segway-Verband zusammengeschlossen und bereits in der Vergangenheit gemeinsame Regeln aufgestellt. Demnach dürfen Touristen unter Alkoholeinfluss nicht mit Segways fahren, zudem bekommen sie eine Anleitung und Verhaltensregeln mit auf den Weg. Laut Zuzana Eliášová von der Firma Segway Trip kommt es kaum zu Unfällen mit Segways. Allerdings sind eben nicht alle Betreiber im Verband organisiert:

„In Prag sind zusätzlich etwa 100 bis 150 Segways oder chinesische Imitate unterwegs. Sie gehören Betreibern, die nicht in unserer Vereinigung sind, und auch nicht beitreten wollen, obwohl wir sie dazu aufgefordert haben.“

Laut Bürgermeister Lomecký haben die Betreiber der Segways gezielte Lobby-Arbeit betrieben, um ein Verbot der Segways oder eine massivere Einschränkung zu verhindern. Über die Novelle aus dem Verkehrsministerium muss noch das Abgeordnetenhaus entscheiden.