Nach Beschwerden: Prag verbietet Segways im historischen Stadtzentrum

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Die Segways sind bei Prag-Besuchern beliebt – aber der Schrecken vieler Einheimischen. Nun hat die Stadt beschlossen, die Stehroller im historischen Zentrum zu verbieten. Die Verleiher können dies aber nicht verstehen.

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Nichts Besseres gebe es, um das wundervolle Prag zu erleben – als auf einem Segway. So heißt es in einem Reklamevideo. Dabei muss man aber die engen Gassen der Innenstadt mit Fußgängern teilen. Und diese nehmen die Stehroller häufig als Gefährdung wahr. Zuzana Eliášová leitet den Verband der Segway-Verleiher:

„Wenn man auf dem Segway alle Vorschriften beachtet, zum Beispiel in der Geschwindigkeit der Fußgänger zu fahren, nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zu stehen und den Anweisungen des Fahrtrainers zu folgen, dann dürfte es nicht zu Unfällen kommen. Da wurde unnötig ein Mythos geschaffen.“

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Die Realität ist jedoch anders. Mittlerweile fahren täglich mehrere Hundert Segways durch Prag. Petr Dolínek von den Sozialdemokraten ist Stadtrat für Verkehr. Bei ihm stapeln sich die Beschwerden. Sie dokumentieren, welche Rüpel manchmal unterwegs sind:

„Das ist eine sehr unangenehme Sache und geschieht massenhaft. Viele Leute fahren mit einer Hand in der Hosentasche auf dem Segway, Fußgänger beschweren sich, dass die Leute Verfolgungsjagden veranstalten und sich mit Zigarettenstummeln bewerfen. So etwas können wir nicht dulden.“

Bisher sind Segways in Prag auch auf dem Bürgersteig erlaubt. Im schweizerischen Zürich beispielsweise müssen sie auf die Radwege. Doch im historischen Zentrum von Prag gibt es praktisch keine Wege für Radfahrer – stattdessen aber viele enge Gassen. Die Stadträte haben daher am Dienstag beschlossen, die Segways aus diesem Teil Prags zu verbannen. In Zukunft sollen die Stehroller auch nicht in weiteren zentrumsnahen Stadtteilen benutzt werden können. Ab wann das Verbot gilt, ist noch nicht klar. Jetzt sollen sich erst einmal die Rathäuser der betroffenen Prager Bezirke äußern. Dafür haben sie 15 Tage Zeit.

Jaroslav Endršt  (Foto: Archiv von Jaroslav Endršt)
Die Betreiber von Segway-Touren befürchten aber, nun vor dem Aus zu stehen.

„Die Entscheidung steht dem Ziel entgegen, die Emissionen in Prag zu senken. Verboten werden sollen nicht nur Segways, sondern auch weitere Elektro-Fahrzeuge, die derzeit im Kommen sind. Mich erinnert das an die Anfangszeiten des Autos in Böhmen, als vor jedem Wagen ein Mann mit einer Fahne laufen musste“, so Jaroslav Endršt, Mitglied des Verbandes.

Stadtrat Petr Dolínek betont jedoch:

„Wir wollen nicht das Unternehmertum einschränken. Es ist aber eine Reaktion darauf, dass die Bürgersteige und weitere öffentliche Flächen von Segways überflutet werden und dies die Bewegungsfreiheit der Prager und der Besucher einschränkt. Wir sind eine historische Stadt mit engen Straßen und nicht darauf vorbereitet.“

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Die Verordnung verbietet Segways nicht nur auf Bürgersteigen und in der Fußgängerzone, sondern auch auf Fahrradwegen und allgemein in bewohnten Gegenden.