Die Prager Karlsbrücke braucht eine gründliche Instandsetzung

Karlsbruecke

Die Prager Touristenattraktion Nr. 1 - die Karlsbrücke braucht eine gründliche Instandsetzung. Wie sie durchgeführt und auch bezahlt werden soll, darüber zerbrechen sich die Architekten und die Stadtväter die Köpfe. Martina Schneibergova berichtet:

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"Wenn man die Brücke auch weiterhin allmählich auf die bisherige Weise zerfallen lässt, wird in der Zukunft ein radikaler Baueingriff notwendig sein. Dieser kann aber die Authentizität der Brücke zerstören."

Diese Worte stammen vom Rektor der Tschechischen Technischen Hochschule Jiri Witzany, der sich an einem Projekt zur Rettung der Karlsbrücke beteiligt hatte. Ein Expertenteam untersuchte unter Witzanys Aufsicht die Karlsbrücke im vergangenen Jahr, um deren tatsächlichen Zustand festzustellen. Das Testergebnis war eindeutig - der Zustand der Sehenswürdigkeit sei schlecht. Die Brücke wird einerseits durch die verschmutzte Luft beschädigt, dies führt zur Entstehung von Rissen in den Steinen. Schaden nimmt die Brücke auch durch das Moldauwasser und durch Temperaturschwankungen.

Die Kosten für eine entsprechende gründliche Instandsetzung der Karlsbrücke werden auf 240 - 400 Mio. Kronen geschätzt. Das Kulturministerium, in dessen Kompetenz historische Denkmäler gehören, verfügt jedoch nicht über diese Summe. Das ganze Programm der Rettung des architektonischen Erbes verfügt für dieses Jahr über nur ca. 300 Mio. Kronen. Dies würde bedeuten, dass eine Rekonstruktion der Karlsbrücke die Rettung anderer historischen Denkmäler verhindern würde.

Der Prager Oberbürgermeister Jan Kasl kam auf die Idee, eine republikweite Spendensammlung durchzuführen. Kasl sieht eine Parallele mit Warschau und seinem Schloss, an dessen Renovierung sich polnische Bürger beteiligt hatten.

Von einer künftigen Rekonstruktion der Karlsbrücke spricht man jedoch schon zwanzig Jahre lang, sie wird aber immer wieder hinausgeschoben. Trotzdem wird die dringende Notwendigkeit einer Rekonstruktion der Brücke von einigen Experten in Frage gestellt. Architekt Zdenek Lukes von der Präsidialkanzlei bemerkte gegenüber der Tageszeitung Mlada fronta Dnes, Zeit zu Zeit tauche die Meinung auf, dass die Rekonstruktion notwendig sei - am besten sofort. Bislang haben mich keine Materialien davon überzeugt, meinte Architekt Lukes.