Die Puppen - Spiegel unserer Zeit

Ein Spiel mittels Fäden, das Marionetten nicht nur belebt, sondern wodurch die Zuschauer auch nachdenken, ist das Gleiche, welches Theater mit hohem künstlerischen Niveau darbieten. Denn puppenspielerische Fertigkeiten und eine eigenständige Meisterschaft im Beherrschen von Marionetten, sind ein traditionelles Ausdrucksmittel des Theaters. So stellt das Theaters Spejbl und Hurvínek seiner über siebzigjährigen Tradition entsprechend, mit Hilfe allgemein beliebter Marionetten einen Spiegel des Lebens der Menschen dar. Im Moment droht dem Theater, welches seit seiner Gründung durch Prof. Joseph Skupa 1930 in Pilsen über 250 Premieren hatte, jedoch wegen urheberrechtlicher Streitigkeiten das Aus. Mehr dazu erfahren Sie von Marion Riese, die sich mit Helena Stáchova, der Leiterin des einzigartigen Theaters unterhalten hat.

Die Hauptfiguren aller Inzenierungen des Theaters sind Spejbl und Hurvínek, Vater und Sohn, die die gegensätzlichen Auffassungen zweier Generationen von der Welt repräsentieren. Spejbl, 1920 aufgrund eines Entwurfes von Skupa entstanden, gesellte sich 6 Jahre später Hurvinek hinzu. Als Hauptakteure allgemeiner und phantastischer Begebenheiten philosophieren sie in einem liebenswürdigen und bissigen Humor über grundlegende Lebensfragen. Ihre schon traditionellen Gegenspieler sind ein ähnliches Paar, Hurvíneks unzertrennliche Freundin Manicka und ihre pädagogisch ausgerichtete Omi Frau Katerina.

Nach dem Krieg, im Oktober 1945 eröffnete die ständige Bühne des Theaters in Prag, wo sie bis heute vor Ort ansässig ist. Im Moment wird das 35 Mitarbeiter umfassende Theater, welches durch die Stadt Prag subventioniert wird, jedoch von urheberrechtlichen Problemen bedroht. So erhob der Leiter der staatlichen Anstalt für soziale Dienste Pilsen und Erbe Skupas nicht nur Ansprüche auf alle Einnahmen der Arbeiten des Theaters, sondern beanspruchte auch ein künstlerisches Mitspracherecht bei der inhaltlichen und gestalterischen Ausstattung der Stücke. Diesen Eingriff in die künstlerische Freiheit des Theaters sowie die überhöhten Geldforderungen wurden vom Theater jedoch nicht akzeptiert, da die Ansprüche des Erben nur auf Skupas Arbeiten wie beispielsweise das Stück "Hurvínek bei den Käferchen" gerechtfertigt sind und vom Theater jedes Jahr auf diese Arbeiten Autorenhonorare von über 50.000 Kronen gezahlt wurden. Eine aussergerichtliche Einigung, angestrebt von Helena Stachova, als auch vom Bürgermeister der Stadt Pilsen, ist von Skupas Erbem abgelehnt worden. Der nun mehr als vier Jahre währende Streit wird in den kommenden Wochen vor Gericht entschieden.

Nach dem Bekanntwerden dieser Problematik ging ein Empörungsschrei durch die tschechische Bevölkerung, so Frau Stachova:

"Nach dem die Zeitungen, der Rundfunk und das Fernsehen über den Fall berichtet haben, bekamen wir soviel Unterstützung von Kindern, Großeltern, Eltern und Künstlern, dass wir uns sehr stark und glücklich fühlen."

Das Theater, welches bereits in über 31 Ländern gastierte und in über 19 Sprachen auftritt hat mit dem deutschen Publikum sehr gute Erfahrungen, bestätigte uns Helena Stachova zum Schluss:

"Wir sind sehr beliebt in Deutschland. Die Zuschauer sind sehr zufrieden, sie sind sehr spontan. Das ist für uns das beste Publikum überhaupt."

Übrigens können Sie das Theater Spejbl und Hurvínek am 16. und 17. Februar in der Berliner URANIA live erleben.

Autor: Marion Riese
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