Die Reise einer Münze: Radio Prag und das Geocaching

Foto: Archiv ČRo 7

Düsseldorf und Prag verbindet auf den ersten Blick nicht viel. Schaut man aber genauer hin, gibt es seit einigen Jahren einen florierenden Austausch zwischen den Universitäten der beiden Städte, das Tschechische Zentrum hat eine Niederlassung in der Stadt und die Wirtschaftsbeziehungen florieren. Nun kommt noch eine weitere Verbindung hinzu: Es geht um das Geocaching und Radio Prag.

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Früher versteckten Piraten ihre Schätze, damit sie vor Räubern sicher waren. Die Lage trugen sie dann in Schatzkarten ein, um auch selbst ihre Reichtümer wiederzufinden. In der modernen Zeit sind die Schätze etwas profaner und es geht natürlich nicht ohne elektronische Helferlein, aber die Faszination ist dieselbe. Radio-Prag-Internetredakteur Miloš Turek ist dem Virus Geocaching verfallen:

„Geocaching ist eine Outdoor-Aktivität, ein Spiel oder eine moderne Schatzsuche. Die Wurzeln solcher Spiele liegen im Mittelalter. Damals haben die Leute aber eigentlich nur Zettelchen gesucht, und auf diesen standen dann Hinweise wie zum Beispiel: Gehe einen Kilometer geradeaus und biege dann links ab.“

Satellitennavigationsgerät  (Foto: Archiv ČRo 7)
Der Geocacher braucht ein modernes Satellitennavigationsgerät (GPS) und einen Internetzugang. Im Internet findet man die Koordinaten eines Verstecks, eines so genannten Cache. Mit dem Navigationsgerät macht sich der Sucher dann auf den Weg, um den Schatz zu finden. Das GPS ist eigentlich ein amerikanisches Militärnavigationssystem, das früher durch künstliche Signalverschlechterung für die zivile Nutzung unbrauchbar gemacht wurde. Im Jahr 2000 entschloss sich die US-Regierung jedoch, diese Signalverschlechterung abzuschalten. Damit öffneten sich für die Schatzsucher ganz neue Möglichkeiten:

Foto: Archiv ČRo 7
„Bereits kurz nach dem 1. Mai 2000 entstanden die ersten Caches. In Europa und damit auch in Tschechien ging es erst 2001 richtig los.“

Es gibt die verschiedensten Cache-Typen. Am häufigsten trifft man auf den Traditional Cache. Das ist ein Behälter mit festgelegten Koordinaten, für den keine weiteren Hinweise nötig sind, ihn zu finden. In Städten sind aber auch Mysterie-Caches verbreitet. Um sie zu finden, braucht man zusätzliche Hinweise, die entweder im Internet oder direkt vor Ort zu finden sind. Die Suche kann so zu einer regelrechten Schnitzeljagd werden.

Foto: Archiv ČRo 7
Auch unser Hörer Ralf Lüsebrink aus Düsseldorf ist Geocacher. Er berichtet, wie er zu seinem Hobby kam:

„Zum Geocaching bin ich ursprünglich gekommen, als ich mir mal ein GPS gekauft und dann festgestellt habe, was man damit alles Lustiges machen kann. Das Besondere am Geocaching ist für mich, dass man an Orte kommt, an die man sonst eigentlich nie gekommen wäre.“

Unser Internetredakteur Turek ist per Zufall zum Geocacher geworden. Ein Freund aus der Slowakei war zu Besuch und hat ihn mit dem Spiel in Kontakt gebracht:

Foto: Archiv ČRo 7
„Er war begeistert davon und hat mir alles darüber erzählt. Ich habe mich dann dafür interessiert und im Jahr 2008 meinen ersten Cache, noch ohne GPS, gefunden.“

Im Jahr 2010 bekam Turek zu seinem Geburtstag von den Kollegen aus der Internetredaktion eine so genannte Geocoin geschenkt. Auf der Münze war ein atlantischer Lachs abgebildet. Diese Gegenstände werden in einem Cache platziert und dann von anderen entnommen um in einen anderen Cache zu wandern. Die Bewegungen der Gegenstände können auf einer Website im Internet verfolgt werden. Die Geocoin von Turek sollte wegen ihres Motivs nach Übersee reisen:

Quelle: Geocaching.com
„Sie sollte nach Kanada, nach Neufundland oder in einen auf der Internetseite mit dem Namen „Catch me a Salmon“ beschriebenen Cache in der kanadischen Provinz Neuschottland reisen. Und dann sollte die Münze zurück nach Prag oder in eine Talsperre an der Moldau kommen.“

Diesen Reiseplan hat die Münze nach dem Beginn ihrer Wanderung zu Weihnachten 2010 allerdings nicht eingehalten, wie Turek sagt:

Schwabinger See  (Foto: grumbier,  Geocaching.com)
„Ich habe die Münze zunächst nach München mitgenommen und sie in der Nähe des Isarrings am Schwabinger See platziert. Sie ist dann später nach Köln gereist, dann bis fast nach Rügen, nach Baden-Württemberg, nach Berlin und von Berlin dann mit dem Flugzeug in die USA. Dort wurde sie von Washington nach New York und wieder zurück nach Washington geschickt. Anschließend reiste sie mit dem Flugzeug nach Frankreich, nach Südengland, Brüssel, Frankreich und wieder nach Brüssel. Am Ende fand sie ihren Weg nach Nordrhein-Westfalen, in die Nähe von Düsseldorf.“

Die Geocoin aus Prag landete aber nicht in der Nähe von Düsseldorf, sondern tatsächlich in einem Cache mitten in der Stadt. Dort fand sie zufällig unser Hörer Ralf Lüsebrink:

An der Reichsgasse in Düsseldorf  (Foto: Google Street View)
„Das war hier in Düsseldorf die Reichsgasse. Da war ich vorher noch nie, dort ist der einzige noch erhaltene Bauernhof auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Er liegt wirklich mitten in der Stadt und man hat das Gefühl, wieder draußen auf dem Land zu sein, obwohl dem gar nicht so ist.“

Lüsebrink erklärt, was im Falle eines Cache-Fundes gemacht werden muss:

„In dem Cache war die Münze von Radio Prag, ich habe sie dann mitgenommen. Das Allererste, was man macht, wenn man einen Cache gefunden hat: Man trägt sich in das Logbuch ein. Dort ist immer ein Block aus Papier oder ein kleines Heftchen. Man trägt sich dort ein, um zu beweisen, dass man wirklich da war. Dann wird etwas aus dem Cache herausgenommen und etwas anderes, Gleichwertiges wieder hineingelegt. In diesem Fall habe ich die Münze herausgenommen, was ich wieder hineingetan habe, weiß ich gar nicht mehr.“

Foto: Štěpánka Budková
Zu diesem Zeitpunkt war Lüsebrink aber noch gar nicht klar, dass es sich um eine Münze von Radio Prag handelte. Unser Internetredakteur hatte sie nämlich nicht unter dem Namen des Senders losgeschickt. Ralf Lüsebrink kam aber nicht mehr dazu, die Münze weiterzuschicken, weil er dann umzog. Das führte dann zur Annahme, dass die Münze gestohlen wurde. Miloš Turek:

„Seit Januar 2012 waren keine Nachrichten mehr über die Münze gekommen. Und jemand schrieb, dass die Münze vielleicht gestohlen wurde. Das ist manchmal das Schicksal solcher Münzen.“

Da Ralf Lüsebrink in Düsseldorf lebt, hatte Radio Prag mal bei ihm angefragt, ob er nicht zufällig die Münze habe. Und siehe da:

„Ja, da habe ich mich doch sehr gewundert und mich gefragt, was das wohl für ein großer Zufall sein muss. Vor allem, weil die Anfrage kam, ob ich etwa die Münze geklaut hätte. Da war wohl noch gar nicht klar, dass ich die Münze hatte.“

Auch Miloš Turek war sehr erstaunt, als die Münze ausgerechnet bei einem unserer Hörer in Deutschland wieder auftauchte:

„Die Welt des Geocaching ist riesig, und doch wieder so klein. Unter den Geocachern sind auch viele Rundfunkhörer und Radio-Amateuere. Daher denke ich, dass dieses Thema für die deutschen Hörer sehr interessant sein kann.“

Foto: Archiv ČRo 7
Die Internetredaktion bereitet nun eine Projektseite über das Geocaching vor, lassen Sie sich überraschen. Dort werden Sie dann auch Nachrichten über die Münze finden, denn mittlerweile sollte sie wieder auf Reisen sein, wie Ralf Lüsebrink versichert hat:

„Da ich selbst nicht mehr zum Cachen gekommen bin, habe ich die Münze an einen guten Freund weitergegeben, der sie hoffentlich schon weiterverteilt hat.“