Die Staatsoper Prag führte Leoncavallos "La Boheme" auf

Zu den laufenden Projekten der Staatsoper Prag gehören komparative Titel. Dieses Mal geht es bei dem musikalischen Ringen um die Oper "La Boheme". Das erste, weniger bekannte Stück von Ruggero Leoncavallo feierte bereits am vergangenen Donnerstag seine erfolgreiche Premiere. Die Atmosphäre bringt ihnen unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska näher.

Ruggero Leoncavallo trat in die Operngeschichte vor allem mit seiner Oper "I pagliacci" ("Der Bojazzo") ein. Sein ehemals gefeierter Titel, "La Boheme", uraufgeführt 1897, ist im Laufe der Zeit aus dem Repertoire der Opernhäuser verschwunden. Die Gunst des Publikums gewann mit dem gleichnamigen Werk Leoncavallos Erzrivale: Giacomo Puccini. Einen Grund dafür sehen die Kritiker darin, dass Leoncavallo im Unterschied zu Puccini das Libretto der Oper selber schrieb - und dadurch den kritischen Blick verlor. Genauso problematisch erwies sich die genaue Umsetzung der Romanvorlage: das Stück wurde schwerfällig. Leoncavallos "La Boheme" wird in der Welt auch heute nur selten inszeniert: Zuletzt in der Londoner Nationaloper (2000) und auf dem Wiener Festival "KlangBogen" (2002). In Prag erlebte das Stück seine erste und einzige Aufführung vor mehr als 100 Jahren.

Erst am letzten Donnerstag kehrten Leoncavallos Bohemien auf die Prager Opernbühne zurück. Das Stück studierte der Brite Hilary Griffiths ein. Auf seinem Dirigentenpult war am Premierenabend keine Partitur zu sehen: Griffiths dirigierte das ganze Stück auswendig. Man könne sich ja besser auf das Orchester und auf die Bühne konzentrieren, gab er lächelnd zur Antwort. Unmittelbar nach der Premiere hat das Radio Prag Hilary Griffiths nach den ersten Eindrücken befragt:

"Ich arbeite seit zehn Jahren hin und wieder mit diesem Orchester. Und was mich am heutigen Abend gefreut hat: Sie haben das Maximum aus dem Stück heraus geholt. Manchmal, wenn man an einem Stück über sechs Wochen arbeitet, muss der Premierenabend nicht unbedingt gut ausfallen. Heute war es jedoch das Beste. Und auch die Arbeit mit dem Regisseur war sehr aufregend und interessant. Die Inszenierung ist sehr lebendig, es passiert unheimlich viel auf der Bühne und das ist immer sehr schwer zu koordinieren. Aber heute ist in diesem Sinne alles geglückt und ich bin mit der heutigen Aufführung wirklich sehr zufrieden."

Was wäre ein Beitrag über eine Oper ganz ohne Musik! Und bevor Sie sich in Leoncavallos "La Boheme" hinein hören, noch ein kurzer Hinweis: Die Premiere des gleichnamigen Titels von Puccini wird in der Staatsoper Prag am 24. April stattfinden.