Die tschechische Autobahn-Vignette geht online
25 Jahre lang waren die tschechischen Autobahn-Vignetten eine klebrige Angelegenheit. Sie mussten auf den Windschutzscheiben der Autos abgebracht werden. Doch jetzt kommt es zu einer kleinen Revolution, denn für 2021 gibt es die Vignette nur noch in elektronischer Form.
Wer tschechische Autobahnen nutzen will, der braucht seit 1995 eine Vignette. Und die „Pickerl“ für das kommende Jahr sind seit Montag im Verkauf. Neu ist dabei ihre Form: Sie gibt es nämlich nur noch virtuell. Wie können aber die Autofahrer nachweisen, dass sie die Maut entrichtet haben? Martin Opatrný ist Sprecher des Zentrums für Verkehrsinformationssysteme beim tschechischen Verkehrsministerium:
„Dazu ist kein Zahlbeleg nötig, alles ist elektronisch gespeichert – und zwar in Verbindung mit dem jeweiligen Autokennzeichen. Wie bisher wird die Zollverwaltung die Einhaltung der Vignettenpflicht kontrollieren. Dazu ist sie mit Kameras und Tablets ausgestattet. Der Zoll stellt dann in Zusammenarbeit mit der Polizei anhand des Nummernschilds fest, ob jemand die Maut bezahlt hat. Das kann bei der Fahrt geschehen oder auf dem Parkplatz. Wir denken, dass dadurch die Betrugsversuche zurückgehen und die Kontrollen effektiver werden.“
Denn kontrolliert werden kann auch über die Brücken für die Lkw-Maut.
Der Vorteil der elektronischen Pickerl ist, dass sie sich problemlos online kaufen lassen. Und das auch schon im Voraus…
„Man kann sie bis zu 90 Tage vorab erstehen. Also kaufe ich vielleicht schon heute oder zu Weihnachten eine Vignette und wähle selbst den ersten Gültigkeitstag – etwa Ende Januar oder im Februar“, wie Opatrný in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte.
Die Jahresvignetten gelten 365 Tage lang von jedem selbst gewählten Datum ab und nicht mehr nur im Kalenderjahr.
Für den Verkauf aller Typen hat das Verkehrsministerium ein eigenes Onlineportal erstellt. Es nennt sich edalnice.cz. Allerdings waren die Seiten zum Verkaufsstart am Montag nicht aufrufbar. Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz äußerte sich am Montag auch Verkehrsminister Karel Havlíček (parteilos) dazu:
„Wir haben die Seiten nach einem kurzen Start wieder offline gestellt. Damit wollen wir sie vor potenziellen Hackerangriffen und einer Überlastung schützen, die in den ersten Stunden auftreten können. In den folgenden Stunden oder auch Tagen werden wir die Funktionen der Seiten nach und nach zugänglich machen.“
Für den Kauf der Vignetten an stationären Filialen sind allerdings nur noch zwei Anbieter übrig geblieben. Dazu der Pressesprecher des Zentrums für Verkehrsinformationssysteme:
„Wer die Möglichkeit eines Online-Kaufs nicht nutzen möchte, der kann auch zu einer der Filialen der Tschechischen Post gehen oder eine der Tankstellen der Firma EuroOil ansteuern, die zur staatlichen Mineralölgesellschaft Čepro gehört.“
Unter dem Namen EuroOil gibt es knapp zweihundert Tankstellen in Tschechien. Die Post betreibt rund 2500 Filialen im ganzen Land.
Online lassen sich aber auch kleine Extras einstellen. So dass man sich zum Beispiel nicht das Ende des Gültigkeitsdatums merken muss.
„Wenn man seine E-Mail-Adresse oder Handynummer ins System eingibt, was freiwillig ist, erhält man einen Hinweis vor dem Ablauf der Gültigkeit seiner Vignette“, sagt Opatrný.
Die Preise für die Vignetten bleiben im Übrigen gleich wie in diesem Jahr. Das sind 1500 Kronen (56 Euro) für das gesamte Jahr, 440 Kronen (16 Euro) für einen Monat und 310 Kronen (12 Euro) für zehn Tage.