Die tschechischen Bauern und die anhaltende Trockenheit

Foto: ČTK / Ondřej Hájek

Für alle, die Schnee nicht mögen, war der vergangene Winter sicher schön. Doch die Landwirte in Tschechien sehen schon jetzt das Unglück kommen. Denn Schneemangel bedeutet auch trockener Boden. Und die Vorhersage für die nächsten Wochen verspricht keine großen Niederschläge.

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Martin Ludvík  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Jan Hašek steht an einem Weizenfeld. Es gehört der landwirtschaftlichen Genossenschaft im mittelmährischen Ort Postoupky, die er leitet:

„Derzeit entscheidet sich, wie viele Triebe der Weizen haben wird – das heißt wie viele Ähren. Wir befürchten, dass sich in unserer Gegend das Jahr 2018 wiederholt. Dies war wegen der Trockenheit sehr unfruchtbar. Die Zuckerrüben haben wir Ende März, Anfang April gesät. Wir wissen aber auch da nicht, was sein wird. Viele Sprösslinge könnten vertrocknen und damit den Ertrag deutlich schmälern.“

Auch der Vorsitzende des Verbandes der Obstbauern, Martin Ludvík, kennt das Problem genau:

„Etwa ab 2015 haben sich die Probleme verschärft. Seitdem kommt es zum Wasserdefizit, weil das Grundwasser nicht durch den schmelzenden Schnee aufgefüllt wird.“

Foto: dasroofless,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0
Und das ist in diesem Jahr erneut so. Der Meteorologe Jan Šrámek beschrieb die Lage vor ein paar Tagen bereits in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

„In den Niederungen liegt die nutzbare Wasserkapazität bei etwa 30 Prozent. Das bedeutet, dass die Trockenheit wirklich groß ist. Nur in den Bergen ist die Situation etwas besser, dort ist der Boden ein wenig feuchter. Doch die Langzeitvorhersage lässt befürchten, dass sich die Trockenheit in den kommenden Wochen noch verstärken wird“, so der Experte.

Allerdings ist Tschechien auf solch einen Wassermangel auch nicht gut eingestellt. Zum Beispiel fehlt es an Auffangbecken und Bewässerungsanlagen. Das bestätigt der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, Martin Pycha:

Martin Pýcha  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„In Tschechien sind in den vergangenen 20 Jahren die landwirtschaftlichen Flächen, die bewässert werden, so sehr zurückgegangen wie in keinem anderen Land der OECD. Erst in jüngster Zeit versucht die Regierung in Prag, gewisse Maßnahmen zu ergreifen, um zu einem gegenläufigen Trend zu kommen.“

Gerade die Obstbauern bewässern bisher nur ein Drittel ihrer Plantagen. Und dieses Versäumnis führt neben den Frostschäden zu den größten Ernteausfällen, wie Verbandspräsident Ludvík zugeben muss:

„Typisch war 2018. In dem Jahr war die Ernte relativ groß, doch die Obstbauern hatten nicht viel davon. Denn die Trockenheit bedingte, dass die Früchte kleiner waren. Und viel von dem Obst, das in die Läden zum Verkauf sollte, musste direkt verarbeitet werden. Es entsprach nicht den Normen sowie den Vorstellungen der Kunden.“

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Im Gegensatz dazu hat Gemüsebauer Miroslav Hák aus Hradec Králové / Königgrätz in Ostböhmen vorgesorgt:

„Hier auf dem Feld ist klar zu sehen, wo bewässert wird. In diesen Bereichen gibt es dann auch Feuchtigkeit. Aber wo erst noch gepflanzt wird, ist die Erde staubig. Für die Kartoffeln und all das Gemüse, das wir produzieren, bemühen wir uns um Bewässerungsmöglichkeiten.“

Autor: Till Janzer
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