Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins – Milan Kundera zum 80. Geburtstag
Ein gebürtiger Brünner, der seine Romane und Essays seit Jahrzehnten auf Französisch schreibt und in Paris lebt. Einige seiner Bücher sind bisher in Tschechien noch nicht erschienen. Milan Kundera, bis vor einigen Jahren im Westen weit mehr bekannt als bei den tschechischen Lesern, ist 80 Jahre alt geworden.
Das Leben des Prager Chirurgen Thomas und seiner Freundin Theresa ist voller Brüche. Eine verschiedene Auffassung von Liebe und Treue hindern sie daran, ihr privates Glück zu finden. Hinzu kommen Konflikte mit dem totalitären Regime in der Tschechoslowakei, die Emigration und die spätere Rückkehr nach Prag.
„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ - Diesen Roman veröffentlichte Kundera 1984 schon im französischen Exil. Er ist Kunderas kommerziell erfolgreichstes Buch und wurde bereits 1988 verfilmt. Buch und Film sind weltbekannt. Doch erst 2006 kam „Die unerträgliche Leichtigkeit“ auch bei einem tschechischen Verlag heraus.
Die Unmöglichkeit privater Erfüllung in einer Lebenswelt, die menschliche Individualität zerstört, dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Milan Kunderas Erzählungen und Romane. Zu den bekanntesten Werken gehören „Der Scherz“, „Das Leben ist anderswo“ und „Das Buch vom Lachen und Vergessen“.Die Handlung der Romane begleiten bei Kundera stets philosophische Betrachtungen, so auch Friedrich Nietzsches Idee von der ewigen Wiederkehr. Rückblickend erscheint sie wie ein Omen: Vergangenen Herbst holte Milan Kundera die Vergangenheit ein. Er wurde bezichtigt, 1950 einen Kommilitonen denunziert zu haben, der darauf Jahre in Gefängnissen und Uranminen dahinvegetierte. Kundera bestreitet die Vorwürfe, doch die Affäre liegt wie ein düsterer Schatten über seiner ohnedies schwierigen Beziehung zu seiner tschechischen Heimat.
Der am 1. April 1929 in Brünn geborene Kundera war nach dem Krieg zunächst Arbeiter und Jazzmusiker, studierte dann in Prag Musik, Literatur, Regie und Drehbuch. Zuvor jahrelang Mitglied der kommunistischen Partei, wurde Kundera 1967 zu einer Galionsfigur des Prager Frühlings. 1970 schloss ihn die Partei endgültig aus. Fünf Jahre später emigrierte Milan Kundera nach Frankreich. Seine tschechoslowakische Staatsbürgerschaft wurde ihm aberkannt, seit 1981 hat er einen französischen Pass.
Kundera hat Tschechien nach der Wende nur wenige Male besucht. Und so glänzt er auch an seinem 80. Geburtstag hier durch Abwesenheit.
In Paris hingegen ist Kundera präsent. Dort erscheint nächste Woche sein neuer Essayband „Une rencontre“ .