Drogenkonsum nimmt stark zu

Von Olaf Barth.

Rund 100 000 Menschen bekennen sich in der Tschechischen Republik zum Drogenkonsum - 35 000 bezeichnen sich als ständige Konsumenten. Das bedeutet einen Zuwachs um rund 100% gegenüber dem Jahr 1995. 4233 Drogensüchtige wurden allein im vergangenen Jahr in den tschechischen Drogenberatungsstellen neu registriert. Rund 530 von ihnen sind heroinabhängig.

Dies erklärte am Montag der Koordinator der Nationalen Drogenepidemiologie, Vladimir Polanecky, gegenüber Journalisten. Und die weiteren Details sind noch erschreckender:

Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist die der 15-19 Jährigen, sie stellen 42% der Neuregistrierten dar. Zwei Drittel der Konsumenten leben im elterlichen Haushalt. Mehr als die Hälfte von ihnen benutzen zwei oder mehr narkotische Mittel.

Auch die regionale Verteilung hat sich verändert. Erhielt man noch vor wenigen Jahren eigentlich nur in den Großstädten und vor allem in Prag ein ausgedehntes Drogenangebot, so kann man laut Polanecky heute schon überall im Lande und in jeder Diskothek seine bevorzugtes Narkotikum beziehen. Dabei geht es insbesondere um die Szenedrogen Pervitin und Extasy, die hierzulande als Basisdrogen gelten.

Bela Studnickova vom Gesundheitsamt erklärt aber:

"In den vergangenen Jahren haben auch die gefährlicheren Drogen eine weitere Verbreitung gefunden. Vor allem sind das Drogen aus natürlichen Stoffen wie Stechapfel und verschiedenen Pilzarten. Aber natürlich auch Lösungsmittel, die besonders für die Jüngeren leicht zugänglich sind."

Gemäß dem Bericht des Gesundheitsamtes sei die Drogenpolitik des Staates eindeutig fehlgeschlagen. Dazu noch einmal Bela Studnickova:

"Viele der notwendigen Schritte sind noch nicht getan. Hier muss es um eine gezielte Prävention gehen. Viele der durchgeführten sog. Präventivmaßnahmen blieben vollkommen ohne Effekt."

Wie Studnickova betont, seien 48% der tschechischen Schüler bereits mit Drogen in Kontakt gekommen, 15 % konsumieren regelmäßig.

Autor: Olaf Barth
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