Durch die Schlucht und dann ins Wasser

Freibad U Veselíka (Foto: Ondřej Tomšů)

Der zweite Teil unserer Sommerserie zu den beliebtesten tschechischen Badestränden führt uns ins kleine Freibad U Veselíka im Prager Naturpark Divoká Šárka. Dieses ist ein absoluter Geheimtipp und man muss ein wenig sportlich sein, um dorthin zu kommen. Dabei hat die Anlage eine lange Tradition.

Freibad U Veselíka  (Foto: Ondřej Tomšů)

Freibad U Veselíka  (Foto: Ondřej Tomšů)
Zahlreiche Badegäste liegen am Rand der zwei Schwimmbecken oder auf der Wiese rundeherum in der Sonne. Einige von ihnen kommen sogar von weit her:

„Wir kommen aus Spanien, leben aber in Prag. Ich bin das erste Mal hier, mein Freund das zweite Mal. Hier ist es ruhig und ganz nah am Zentrum. Ursprünglich habe ich das Bad auf Google gefunden und dann auf Facebook. Es ist ein sehr ruhiger Ort hier, und ich mag es gern“, so ein junger Mann, der mit seiner Familie dort ist.

Er hat Glück gehabt. Denn einfach ist es wirklich nicht, die Anlage zu finden. Sie befindet sich mitten im Naturpark Divoká Šárka am Stadtrand von Prag, und man muss gute 20 Minuten von der nächsten Tramstation dorthin wandern. Diese kleine Tour lohnt sich aber durchaus, denn man befindet sich inmitten der pittoresken Felsformationen der Šárka-Schlucht. Eröffnet wurde das Freibad weit vor dem Zweiten Weltkrieg, und seitdem befindet es sich in der Hand der Familie Veselík. Das derzeitige Oberhaupt der Bademeister-Dynastie heißt Jiri Veselík:

Jiří Veselík  (Foto: Ondřej Tomšů)
„Kommendes Jahr feiern wir unser 90-jähriges Bestehen. Ursprünglich war hier ein Teich mit einer Mühle. Gleich nebendran hat mein Großvater ein Restaurant eröffnet, das gibt es seit dem Jahr 1930. In den 1950er Jahren wurde das ganze Areal von den Kommunisten verstaatlicht, mein Vater ist aber trotzdem der Betreiber des Bads geblieben. 1991 bekamen wir schließlich alles zurück. Mein Vater hat bis zu seinem Tod 1996 alles hier geleitet, danach habe ich den Betrieb geerbt. Mittlerweile sind aber meine Söhne an der Reihe.“

Das Restaurant steht zwar noch, die Familie hat es jedoch vor einigen Jahren verpachtet. Der Rest ist mehr oder weniger im Originalzustand:

„Man muss schon manchmal etwas machen, viel ist es aber nicht. Wir wollen hier alles im Geist der 1930er Jahre belassen. Die Kabinen haben wir zwar ausgetauscht, sonst ist alles wie früher.“

Foto: Ondřej Tomšů
Die größte Innovation im Freibad U Veselíka war bisher die Elektrifizierung der Anlage. Die kam in den frühen 1970er Jahren. Dennoch hat das Bad viel zu bieten. Man kann nämlich nicht nur ins Wasser springen, sondern auch Volleyball und Tischtennis spielen oder sich ganz einfach Sonnen und ein Eis essen. Für die Kleinen gibt es natürlich einen Spielplatz.

Die Prager mögen ihr kleines verstecktes Freibad am westlichen Stadtrand. Manche sogar so sehr, dass sie darin eine Art Ersatz für ihr Ferienhaus gefunden haben. Für knapp 2500 Euro (rund 100 Euro) reservieren sie sich jedes Jahr eine Kabine und verbringen dort einen Großteil ihrer freien Sommernachmittage. Eine sogenannte Kabinkářka ist auch Frau Antošová:

Foto: Ondřej Tomšů,  Tschechischer Rundfunk
„Meine Kabine habe ich für die ganze Saison gemietet. Ich habe hier auch zwei Badeanzüge und drei Handtücher, sollte ich mal ganz spontan ins Becken springen wollen.“

Seit nunmehr 30 Jahren besucht sie als Stammgast das Freibad. Und Frau Antošová ist ihm trotz zahlreicher Wendungen in ihrem Leben treu geblieben:

„Meine erste Dauerkarte habe ich 1994 gekauft, als meine jüngere Tochter zweieinhalb Jahre alt war. Seitdem komme ich regelmäßig, obwohl ich umgezogen bin und meine Arbeit gewechselt habe. Es gibt einfach nichts Besseres.“

Das Schwimmbad habe einen ganz besonderen Zauber, da man nur durch das malerische Šárka-Tal dort hinkomme, ergänzt Frau Antošová. Auch deswegen sei es einfach das schönste der Welt.

Doch zum Schluss bleibt wohl noch die wichtigste Frage: Wie ist eigentlich das Wasser im Freibad U Veselíka? Die Antwort: relativ kühl. Das Nass speist sich nämlich aus den umliegenden Bächen und erreicht bei praller Sonne höchstens 23 Grad Celsius. Für die Gäste aus Spanien ist das kleiner Schock, denn sie sind sie ja das warme Mittelmeer gewohnt:

„Man muss langsam ins Wasser gehen, für einen Sprung ins Becken ist es einfach zu kalt. Sicher ist das gut für den Kreislauf. Wenn man aber zu plötzlich ins Wasser hüpft, dann bekommt man wohl eher einen Herzkasper… “

Zum Freibad U Veselíka fährt man zur Tramhaltestelle Divoká Šárka, danach folgt man rund 20 Minuten lang der roten Wanderroute. Die Saison geht je nach Witterung von ungefähr Mai bis September, geöffnet ist es dann von täglich von 9 bis 19 Uhr. Eine Tageskarte kostet 120 Kronen (4,70 Euro). Senioren, Studenten und Kinder ab fünf Jahren kommen natürlich billiger rein, sie bezahlen nur 50, beziehungsweise 70 Kronen (zwei, beziehungsweise 2,70 Euro).

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