Schwache Saison: Testpflicht hält viele Leute vom Besuch eines Freibads ab

Badeanlage Alaunsee in Chomutov

Die Sommerferien in Tschechien sind schon zu mehr als die Hälfte vorüber. Doch schon jetzt lässt sich sagen: Viele Tourismusbetriebe müssen Umsatzeinbußen gegenüber früheren Jahren verkraften. Davon nicht ausgenommen sind die Freibäder.

Illustrationsfoto: Markus Spiske,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Es ist der Badespaß an sich, wenn junge Leute darum streiten, wer beim Sprung in ein Schwimmbecken die höchste Wasserfontäne erzeugt. Doch weder ein sogenannter „Arschbomben“-Wettbewerb, noch eine Vielzahl von Badelustigen überhaupt prägen das Bild der tschechischen Freibäder in diesem Sommer. Anna Egerová ist Geschäftsführerin der städtischen Betriebe im nordböhmischen Litvínov / Leutensdorf. Sie sagt, dass sich die Erwartungen an einen regen Betrieb im städtischen Schwimmbad bisher nicht erfüllt hätten.

„Unsere Besucherzahlen liegen derzeit in etwa bei 50 Prozent der gängigen Auslastung im Sommer. Das ist besonders auf die Corona-Beschränkungen zurückzuführen. Einige unserer Stammgäste sehen die Notwendigkeit der Maßnahmen ein, andere nicht. Den Zweiflern sind die Auflagen derart zuwider, dass sie lieber anderswo baden gehen. Und zwar dorthin, wo die Maßnahmen nicht gelten.“

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Also womöglich an einen Baggersee oder einen Fluss. Dabei ist das Freibad in Litvínov eigentlich sehr beliebt. Viele Besucher stört jedoch, dass sie jetzt vor jedem Badeerlebnis eine Bescheinigung darüber vorlegen müssen, ob sie entweder vollständig geimpft sind, von Covid-19 genesen oder negativ getestet sind. Anna Egerová:

„Das Problem besteht darin, dass die Tests nur eine begrenzte Gültigkeit haben. Und ich würde sagen, dass viele unserer Stammgäste die Tests aus Prinzip boykottieren.“

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Dabei werden direkt an der Kasse des Schwimmbads Antigen-Tests angeboten, Kostenpunkt 75 Kronen, also rund 3 Euro. Doch genau darin liegt ein anderes Problem. Kommt beispielsweise eine Mutter mit ihren drei Kindern hierher, muss sie neben dem Eintritt noch vier Tests bezahlen. Das ist zu teuer. Nikola aus Litvínov kam mit zwei Kindern zum Freibad und wurde nach ihrem Nachweis gefragt. Sie lasse sich und ihre Kinder einmal wöchentlich kostenlos testen, doch wenn sie dafür bezahlen müsste, würde sie lieber nicht baden gehen, antwortete sie kategorisch auf die Reporterfrage.

In Litvínov ist die Zahl der schulpflichtigen Kinder, die noch im Vorjahr laufend das Freibad aufsuchten, merklich zurückgegangen. Ein Grund dafür könnte das Ende der Corona-Tests an den Schulen sein, meint Egerová:

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„Die Schulkinder hatten die Tests oder aber eine Erklärung ihrer Eltern bei sich, wenn sie zum Baden kamen. Ebenso negativ hat sich die Aufhebung der Corona-Tests bei den Arbeitgebern bemerkbar gemacht. Viele Badegäste haben diese Bescheinigung bei uns vorgelegt. Doch seit dem 1. Juli wird auf Arbeit nicht mehr getestet.“

Die Kosten für die Tests werden also in der wirtschaftlich schwachen Region Nordböhmen immer mehr auf den Einzelnen abgewälzt, wenn er sich noch nicht hat impfen lassen. Das hat die Betreiber der beliebten Badeanlage Alaunsee (Kamencové jezero) in Chomutov dazu bewogen, einigen potenziellen Besuchern ein Stück weit entgegenzukommen. Kassiererin Kateřina Janáčková erläutert:

Aquadrom in Most | Foto: Hadonos,  Wikimedia Commons,  public domain

„Wir haben die Bescheinigungen zunächst auch am Eingang überprüft. Hatte man keinen negativen Testbefund dabei, musste man draußen bleiben. Jetzt lassen wir jeden hinein, der den Eintritt zahlt. Wenn dann aber im Bad eine Kontrolle kommt, muss sich jeder selbst erklären.“

Es wird folglich auf mehr Eigenverantwortung gesetzt. Doch auch in Chomutov / Komotau sind die Besucherzahlen im Freibad niedriger als gewohnt. Und im Aquadrom der benachbarten Stadt Most / Brüx ist zu Beginn der Saison nur etwa ein Viertel der sonst üblichen 40.000 Badegäste erschienen. Auch hier gilt: Daran schuld ist nicht nur das ziemlich feuchte Sommerwetter, sondern ebenso die Pflicht, zu jedem Freibadbesuch einen Nachweis der Infektionsfreiheit erbringen zu müssen.

Autoren: Lothar Martin , Jan Beneš
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