Ein Rückblick auf die EU-Feiern am Dreiländerpunkt
Zehntausende haben am Wochenende in ganz Europa den Beitritt der zehn Neuen zur Europäischen Union gefeiert. Zum wohl größten Fest trafen sich Tschechen, Polen und Deutsche im Dreiländereck zwischen den Städten Hradek nad Nisou, Zittau und Bogatynia. Zwei Tage dauerte die Feier. Gerald Schubert war für Radio Prag vor Ort. Wir wollen ihn nach seinen Eindrücken fragen:
"Es war ein Volksfest, mit allem, was dazugehört: Musik, Tanz, verschiedene Getränkebuden, Imbissstände, Bogenschießen, diverse Veranstaltungen für Kinder, und so weiter, und so fort. Eine richtige Jahrmarktsatmosphäre eben. Wichtiger ist aber vielleicht der gewisse Genius loci, der dort spürbar war: Man muss sich eine Wiese vorstellen, die Neiße verläuft dort als Grenzfluss, darüber gibt es kleine Brücken und keine Passkontrollen. Das schöne daran: Man konnte zwar anhand der verschiedenen Fahnen und anhand von Inschriften auf großen Steinen schon erkennen, dass man sich hier im wahrsten Sinne des Wortes am Dreiländerpunkt befindet. Aber würde nicht die Neiße die Grenze zwischen Deutschland und den anderen beiden Ländern, also Tschechien und Polen bilden, dann hätte man oft gar nicht so genau gewusst, in welchem Land man eigentlich gerade ist. Zur Illustration: Ich habe etwa auf tschechischer Seite einen deutschen Radfahrer gesehen, der mit einer riesigen EU-Flagge für ein Foto posiert hat, und aufgenommen hat das Foto ein polnischer Grenzpolizist, offenbar als persönliche Erinnerung."
Und wie viele Menschen tummelten sich vor all den Bühnen und auf der Festwiese?
"Zeitungen schreiben von bis zu 50.000 Menschen. Aber es war ja nicht nur das Festgelände am Dreiländerpunkt Schauplatz der Feierlichkeiten. Dazu kamen noch die umliegenden Städte, also Hradek nad Nisou, Zittau und das polnische Bogatynia, die ebenfalls alle involviert waren."Du hast für uns auch vor Ort einige Stimmen eingefangen. Hören wir doch mal kurz rein:
Zum offiziellen Teil der Feiern im Dreiländereck waren auch Tschechiens Premier Vladimir Spidla, der deutsche Kanzler Gerhard Schröder und der mittlerweile polnische Ex-Premier Leszek Miller angereist. Was für europäische Botschaften hatte die drei Regierungschefs auf die Festwiese mitgebracht?
"Es haben eigentlich alle den historischen Charakter des Augenblicks betont. Gerhard Schröder hat sich etwa besonders an jene Generation gewandt, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, und gesagt: Wer hätte das vor 60 Jahren gedacht, dass es einmal einen solchen Tag geben wird? Und der tschechische. Premier Vladimir Spidla hat auf die oft zu hörende Rede von altem und neuen Europa angespielt, und sinngemäß gemeint: Wenn es ein altes und neues Europa gibt, dann ist das neue das der Gegenwart, und das alte das, das über Jahrzehnte in blutige Konflikte verstrickt war."