Mitternacht im tschechisch-deutsch-polnischen Dreiländereck

Leszek Miller, Gerhard Schröder, Vladimir Spidla und Günter Verheugen (Foto: CTK)

Und jetzt werfen wir wieder einen Blick ins tschechisch-deutsch-polnische Dreiländereck, wo ja - wie bereits berichtet - am Freitag und am Samstag ein großes Fest über die Bühne geht. Gerald Schubert berichtet vom ersten Festtag, der im Augenblick der Erweiterung um 0 Uhr seinen glanzvollen Höhepunkt erreichte.

Leszek Miller,  Gerhard Schröder und Vladimir Spidla  (Foto: CTK)
Wer über die Wiesen und Wege im tschechisch-deutsch-polnischen Dreiländereck spaziert und dabei auf den kleinen Stegen über die Neiße schlendert, der passiert seit Samstag 0 Uhr keine EU-Außengrenze mehr. Dass die Erweiterung der Europäischen Union tatsächlich Wirklichkeit geworden ist, das ist vielleicht nicht an vielen Orten so spürbar wie hier. Bürgerinnen und Bürger aus allen drei Ländern feiern hier auf dem Festgelände rund um den so genannten Dreiländerpunkt bereits seit Freitag ein riesiges Fest. Neben Kulturveranstaltungen aller Art und verschiedenen Ursprungs gab es am Freitagabend auch eine Feierstunde für geladene Gäste hauptsächlich aus den drei umliegenden Städten, also dem tschechischen Hradek nad Nisou, dem deutschen Zittau und dem polnischen Bogatynia. Die Festrede hielt der deutsche Ex-Kanzler Helmut Kohl, der ja im Prozess der europäischen Einigung jahrelang eine aktive und entscheidende Rolle spielte.

"Und wir bleiben in Europa Italiener, Polen oder Franzosen. Wir bleiben eben mit all dem, was wir an Eigenem einbringen, an Kenntnissen, an Möglichkeiten, aber übrigens auch an Vorurteilen in dieser Weise zusammen. Das Wichtigste an der Hausordnung dem neuen Europa ist, dass es nie wieder Gewalt in Europa gibt, dass Gewalt ausgeschlossen ist, das ist das eiserne Gesetz dieser Ordnung."

Die meisten Menschen, die hier bei den Feiern anwesend waren, verspürten in dieser Nacht am Dreiländerpunkt wohl einen Hauch von Geschichte. Wie etwa dieser Mann aus Frankfurt:

"Es ist war prima. Es war etwas los. Wir sind dauernd am Pendeln zwischen Polen, Tschechien und hier gewesen, das war eine schöne Sache. Denn das ist eine Sache, die alle Jubeljahre mal vorkommt. Und es ist dann schön, wenn man sagen kann, ich war dabei."

Auch diese junge Tschechin freut sich auf die neuen Lebensbedingungen in der EU:

"Ich habe früher ein Auto mit einem deutschen Kennzeichen gehabt, und man hat mich immer so angekuckt, als ob ich das Auto gestohlen hätte. Also ich hoffe, dass sich das jetzt verbessert. Zum Beispiel studiere ich jetzt in Deutschland, das heißt die ganzen Aufenthaltsbewilligungen und so, das wird wahrscheinlich viel besser laufen."

Beendet wurden die Feierlichkeiten am Freitagabend punkt Mitternacht mit einem riesigen Feuerwerk und - wie könnte es anders sein - mit Beethovens "Ode an die Freude".