Ein Spiel mit Zeit und Ort: Tschechisch-österreichische Ausstellung in Prag
Im Tschechischen Zentrum in Prag ist die gemeinsame Ausstellung einer österreichischen und einer tschechischen Künstlerin zu sehen. „A centimeter a day“ – „Ein Zentimeter am Tag“, so lautet der Titel. Jana Kasalová und Lena Knilli beschäftigen sich darin mit dem Thema Ort und Zeit. Die Vernissage war am vergangenen Donnerstag.
„Die Ausstellung trägt den Titel ‚Einen Zentimeter am Tag’. Dahinter steckt die Idee, das Thema Zeit und Ort zu einem Titel zusammenzufassen. Bei mir ist das Thema zum Beispiel Zeit. Ich arbeite mit Zifferblättern, die ich verändere und damit versuche einen unregelmäßigen Zeitverlauf zu zeigen oder vorzugeben.“
Ein Bild springt einem sofort ins Auge: Es zeigt einen Rock, der nach unten hin immer weiter wird und am Saum einige Falten wirft. Entlang des Saumes hat Knilli mit Punkten das Ziffernblatt einer Uhr angedeutet. Die Rockfalten lassen die Punkte enger zusammenrücken oder ganz verschwinden. Die Zeit fließt nicht gleichmäßig auf Knillis so genanntem „Zeitrock“. Inspirieren ließ sie sich von alten, ausrangierten öffentlichen Uhren, die die Künstlerin in den 90er Jahren in Prag gefunden hatte. In Prag hat Knilli viele Jahre verbracht:„Ich habe in den Neunzigern zehn Jahre lang in Prag gelebt und auch relativ viel ausgestellt. Vor einem Jahr habe ich dann im Tschechischen Zentrum in Wien eine Ausstellung gehabt, genauso wie Jana Kasalová. Allerdings war das nicht gemeinsam. Die Leiterin des Tschechischen Zentrums in Wien ist dann auf die Idee gekommen zu sagen: Versucht doch einmal etwas zusammen zu machen.“
Denn beide Künstlerinnen, Jana Kasalová und Lena Knilli, haben durchaus Gemeinsamkeiten.„Was mich auch sehr interessiert, ist die menschliche Entwicklung. Dinge, die uns mitgegeben werden, die uns in den Wegen, die wir gehen, beeinflussen. Das Gemeinsame mit Jana Kasalová ist das Thema Ort. Sie arbeitet mit Karten und Ortsnamen und beschäftigt sich auch mit den Sudetengebieten. Das passt inhaltlich glaube ich ganz gut zusammen.“
Eine riesige Landkarte – darauf fällt der Blick als erstes, betritt man den Raum, der von Jana Kasalová gestaltet wurde.
„Ich beschäftige mich in dieser Ausstellung mit dem Sudetenland und einem Teil des heutigen tschechisch-österreichischen Grenzgebiets. Bereits seit Langem interessiere ich mich für Landkarten. Meine Aufgabe oder mein Ziel bei dieser Ausstellung war es, genau dieses Thema zu verarbeiten: Ich habe die Namen von verschwundenen Gemeinden aus diesem Gebiet genutzt und ihnen eine neue Dimension, eine neue Bedeutung gegeben. Ich hoffe, es ist gelungen.“Die Ortsnamen auf der Karte sind mit dicken, schwarzen Strichen ausgelöscht.