"Eine moralische Autorität auch für Tschechien" -Präsident Klaus zum Tod von Johannes Paul II.
Am Donnerstag ist der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus nach Rom aufgebrochen, um als Repräsentant der Tschechischen Republik an der Beisetzung von Papst Johannes Paul II. teilzunehmen. Als Vertreter der tschechischen Politik war der bekennende Nicht-Kirchengänger Klaus mehrfach mit dem Papst zusammengetroffen. Vor seiner Abreise konnte Radio Prag mit dem Präsidenten ein exklusives Gespräch führen. Thomas Kirschner fasst zusammen.
"Ich denke, dass Johannes Paul II. für die ganze Welt eine außergewöhnliche Persönlichkeit war und mit seiner Haltung und seinen Aussagen viele Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst hat, auch Atheisten. Ich meine, dass er auch in unserem Land viele Menschen angesprochen hat. Und selbst wenn sie häufig seiner ausgesprochenen konservativen Perspektive nicht zugestimmt haben, so ist er trotzdem auch in Tschechien eine moralische Autorität gewesen."
Für die Menschen im tschechischen Nachbarland Polen hat Papst Johannes Paul II. eine enorme Bedeutung. Nicht zuletzt im Widerstand gegen das kommunistische Regime fanden die Polen bei ihm Stärkung und Rückhalt. Glaubt auch Präsident Klaus, dass der Papst mit zum Ende des Kommunismus beigetragen hat?
"Ganz sicher. Der Fall des Kommunismus wurde durch Druck von vielen Seiten verursacht, und sein Anteil daran war kein geringer. Dass jemand aus einem kommunistischen Land überhaupt Papst wird, war ein bedeutendes Signal für die ganze Welt - auch für diese Länder nach innen."Aus mehreren Begegnungen mit dem Papst in Rom und auf tschechischem Boden hat Vaclav Klaus auch persönliche Erinnerungen an Johannes Paul II.
"Er war ganz außergewöhnlich zuvorkommend, außergewöhnlich freundschaftlich, außergewöhnlich lebendig - er war interessiert und ein Mensch, der die Fähigkeit hatte, dem Gegenüber zuzuhören."
Das beeindruckendste Erlebnis mit Johannes Paul II. war für Klaus die Verabschiedung des schon deutlich von seiner Krankheit gezeichneten Papstes nach seinem Tschechien-Besuch 1997 in Hradec Kralove / Königgrätz. Trotz seiner Schwäche wollte es Johannes Paul auf keinen Fall unterlassen, die Ehrengarde abzuschreiten, wie es das Protokoll forderte.
"Ich meine, auch das war ein klares Beispiel für seine Haltung, zum Leben überhaupt, zur Welt und auch zu seinen Pflichten, die er sich mit einem sehr hohen Anspruch an sich selbst auferlegt hat."