Vorstellung der katholischen Wochenzeitung Katolicky tydenik

Johannes Paul II

Die Rede wird in dieser Ausgabe des Medienspiegels von der Katholischen Wochenzeitung (Katolicky tydenik) sein. Der Anlass, warum wir uns gerade diesem Medium widmen, hängt natürlich auch mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. und den wichtigen Veränderungen zusammen, die in der katholischen Kirche in den kommenden Wochen und Monaten zu erwarten sind. Gerade während des Pontifikats von Johannes Paul II. haben die katholischen Medien überall auf der Welt einen Prozess der Öffnung vollzogen und haben somit auch maßgeblich das öffentliche Erscheinungsbild der Kirche mitbestimmt.

Die tschechische Katholische Wochenzeitung gibt es in ihrer heutigen Form seit Beginn der 90er Jahre. In der Zeit des Kommunismus erschien zwar auch allwöchentlich eine Zeitung für die katholischen Gläubigen, sie wurde jedoch von den regierenden Kommunisten gesteuert -mit dem Ziel, einen Keil zwischen die tschechischen Katholiken und Rom zu treiben. Auch aus diesem Grund wurde sie damals von vielen Katholiken nicht akzeptiert.

Nach der Wende wurde die Wochenzeitung zunächst vom privaten katholischen Verlag Zvon herausgegeben, später, als der Verlag in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, übernahm die Tschechische Bischofskonferenz die Herausgeberrolle.

Somit bietet sich natürlich gleich die Frage an, wie unabhängig die Redaktion vom tschechischen Episkopat ist? Das fragten wir den stellvertretenden Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung Katolicky tydenik, Jan Paulas:

"Die Verantwortung des Blattes besteht in erster Linie gegenüber der Tschechischen Bischofskonferenz. Daraus folgt, dass wir nicht so tun können, als ob wir ein unabhängiges Medium wären. Andererseits ist aber auch bei uns das Verhältnis zum Herausgeber das gleiche wie in anderen Medien. Das heißt, der Chefredakteur trägt die Verantwortung für den Inhalt, muss in gewissen Zeitabständen Rechenschaft ablegen. Ansonsten überlässt es der Herausgeber der Redaktion, welche Themen wir behandeln, mit wem wir unsere Interviews führen. Eine Ausnahme gibt es bei theologischen Fragen, wo wir natürlich als kirchliches Medium darauf achten müssen, dass unsere Leser eine klare Orientierung bekommen. Unseren Herausgeber interessiert also primär nicht, ob wir Geld verdienen, sondern in wie weit unsere Konzeption mit dessen Vorstellungen im Einklang ist."

Der Tod von Papst Johannes Paul II. hat naturgemäß vor allem an die katholischen Medien große Ansprüche gestellt. Auch bei den Lesern der tschechischen Katholischen Wochenzeitung wurden vielleicht einige Erwartungen geweckt, und zwar sowohl bei den Stammlesern, als auch vielleicht bei jenen, die nicht zu den regelmäßigen Beziehern gehören. Bestand in den letzten Wochen in diesem Zusammenhang eine verstärkte Nachfrage nach der Katholischen Wochenzeitung? Dazu sagt Jan Paulas:

"Wir haben damit gerechnet, dass die Nachfrage größer sein könnte als gewöhnlich und haben auch versucht, dem Rechnung zu tragen. Die Auflage war um 10 000 Exemplare höher, was zwar nicht sonderlich viel ist, aber dennoch zeugt das von einem verstärkten Interesse. Die Leserschaft unserer Zeitung ist eigentlich sehr stabil, die meisten Leser haben die Zeitung abonniert. Da wir nicht überall in den Kiosken vertreten sind, wandten sich viele Interessierte direkt an die Redaktion, weil sie das Thema irgendwie angesprochen hat. Somit haben wir auch eine gewisse Übersicht, wie stark das Interesse gerade an dieser besagten Nummer war. Ähnliches erwarten wir auch für die nächsten Nummern, die das Pontifikat von Johannes Paul II. behandeln werden."

Die tschechische Gesellschaft gehört zu den säkularisiertesten in Europa. Zudem bestehen in Tschechien nach wie vor sehr starke, historisch gewachsene antikatholische Ressentiments. Wie schwer ist es eigentlich, in diesem Umfeld eine solche Wochenzeitschrift herauszugeben und wie ist es um dessen Finanzierung bestellt? Jan Paulas:

Im tschechischen Katholizismus lassen sich sehr starke Unterschiede feststellen zwischen der Situation in Böhmen und in Mähren. Während in den böhmischen Ländern die Kirche vornehmlich den Charakter einer Bekennerkirche hat, das heißt, dass nur diejenigen an den Gottesdiensten teilnehmen, die auch wirklich ihren Glauben praktizieren, hat in Mähren, wo vielerorts noch traditionelle gesellschaftliche Strukturen bestehen, die Kirche oft noch den Charakter einer breiten Volkskirche. Wie lassen sich die unterschiedlichen Ansprüche und Erwartungen der Leser aus diesen beiden Regionen unter einen Hut bringen? Das war unsere abschließende Frage an den stellvertretenden Chefredakteur der tschechischen Katholischen Wochenzeitung, Jan Paulas:

"Das ist überhaupt das Schwierigste, weil wir eigentlich keine konkrete Leserschicht vor uns haben, denn wir umfassen wirklich ein sehr breites Spektrum. Die Zeitung ist sowohl für Mitglieder der älteren, wie auch der mittleren und jüngeren Generation bestimmt. Wichtig ist uns auf jeden Fall, dass der ältere Leser nicht das Gefühl hat, er würde die Zeitung nicht mehr verstehen und dass es dort nichts mehr gibt, was ihn bereichern würde. Am schwersten ist es wiederum sicherlich, ganz junge Leser anzusprechen. Wichtig ist es natürlich auch, dass in einer solchen Zeitung alle Stimmen und Richtungen zur Geltung kommen, die es im tschechischen Katholizismus gibt. Die Leser sollten das Gefühl haben, dass egal, ob sie die Zeitung in Karlsbad, Iglau, Brünn oder Ostrau lesen, sie von ihnen nicht allzu weit entfernt ist. Das ist auf der einen Seite sehr schwer, aber gleichzeitig haben dieses Problem alle Zeitungen, die landesweit erscheinen."