Eins mit der Umgebung: Verein fördert neue Architektur an historischen Orten

Dusík-Theater in Čáslav (Foto: Petr1888, Wikimedia CC BY-SA 3.0)

Neubauten, die ihr historisches Umfeld nicht stören, sondern behutsam ergänzen. Das sind Kandidaten für den Preis, der jedes Jahr vom „Verein für das alte Prag“ (Klub za starou Prahu) verliehen wird. In dieser Woche hat die Bürgerinitiative über den diesjährigen Preisträger entschieden.

Dusík-Theater in Čáslav  (Foto: Petr1888,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Der „Verein für das alte Prag“ setzt sich seit 116 Jahren für die Bewahrung des Kulturerbes der tschechischen Hauptstadt ein. Seit 2005 würdigt die Bürgerinitiative jedes Jahr einen gelungenen Neubau, der an einem historischen Ort Tschechiens entstanden ist und dabei hervorragend in die Umgebung passt. In diesem Jahr ging der Preis an das Atelier Burian & Křivinka für die Erweiterung des Dusík-Theaters in der Stadt Čáslav. Das dortige Theater gehört zu den ältesten Theatergebäuden in Böhmen. Mit einem modernen Anbau wurde jüngst das Foyer erweitert. Das Siegeratelier war unter den besten sechs nominierten Bauten noch mit einem weiteren Projekt vertreten. Der Architekturhistoriker Rostislav Švácha ist Vorsitzender der Jury:

Rostislav Švácha  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Das ist noch nie passiert, dass zwei Bauten von demselben Architekten oder demselben Team das Finale erreicht haben. Das andere Projekt des Siegerateliers war ein Entwurf für die Pálava-Weingalerie, die in einer denkmalgeschützten Straße im südmährischen Städtchen Pavlov gebaut wurde. Der Anbau an das Dusík-Theater bedient sich einer herrlichen neomodernistischen Architektur mit einer sehr schön bearbeiteten Fassade. Es hat die Form eines Prismas, das mit Fenstern und Glaswänden gegliedert ist. Vor allem aber sind die Proportionen des Neubaus hervorragend. Der Anbau steht direkt neben der Stadtmauer. Die Steine des Mauerwerks sehen zusammen mit dem hellen Material des neuen Gebäudes sehr gut aus.“

Komenský-Brücke und Galerie Pakosta  (Foto: Archiv des „Vereines für das alte Prag“)
Unter den sechs nominierten Projekten war auch die Komenský-Brücke im ostböhmischen Jaroměř / Jermer vom Aachener Uni-Professor Mirko Baum. Die Brücke passe sehr gut in die streng gegliederte historische Stadt, meint Rostislav Švácha. Viele Punkte habe in der geheimen Abstimmung der Juroren auch die Galerie Pakosta im ostböhmischen Litomyšl / Leitomischl bekommen.

„Das ist ein Werk der Brünner Architektin Zdeňka Vydrová, der Chefarchitektin von Litomyšl. Sie ist die Persönlichkeit, die hinter dem verblüffenden Aufschwung der Stadt steht. Sie platzierte unterhalb des massiven Piaristenkollegs einen turmartigen Bau, der als eine Privatgalerie dient. Es macht den Eindruck, als ob der Bau dort schon immer gestanden hätte, dabei spürt man aber, dass die Architektur modern ist.“

Florentinum  (Foto: PatrikPaprika,  Wikimedia CC BY-SA 4.0)
Für den Preis war diesmal genauso wie in den letzten Jahren kein Neubau aus Prag nominiert. Rostislav Švácha:

„Ich würde sagen, dass es in Prag mehr Geld als anderswo in Tschechien gibt. Die Bauunternehmer und Investoren, die ein wertvolles Grundstück an einem historischen Ort erwerben, wollen unbedingt, dass das investierte Geld zu sehen ist. Als ein Beispiel würde ich das sogenannte Florentinum nahe des Masaryk-Bahnhofs nennen.“

Von einer behutsamen Platzierung des Geschäftsgebäudes in der historischen Umgebung kann nicht die Rede sein.

Der Theateranbau in Čáslav, der den Preis erhalten hat, sei ein sehr kompliziertes, aber schönes Projekt gewesen, sagt Aleš Křivinka vom Siegeratelier.

„Wir wollten zu einem besseren Ablauf des Theaterbetriebs beitragen. Zudem waren wir bemüht, das Theater gegenüber der Stadt zu öffnen. An dem Projekt haben wir etwa drei Jahre lang gearbeitet. Im neuen Gebäude wurde ein Konzertsaal für etwa 150 Personen eingerichtet, der in der Stadt bislang fehlte. Es freut mich immer, wenn ich dorthin zu einem Konzert komme und vielen Menschen begegne, die Musik lieben.“