Eishockey-Star Pastrňák sorgt für goldenes Tor bei Heim-WM: Tschechien im Siegestaumel

Am Sonntag ist die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien zu Ende gegangen. In dem umkämpften Finale konnte sich der Gastgeber mit 2:0 gegen die Schweiz durchsetzen. Eine Sensation, die überall im Land gefeiert wurde und wird.

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Voller Vorfreude zählen am Sonntagabend auf dem Altstädter Ring Tausende Fans die Sekunden bis zum Ende des Finales herunter. Dann brandet Jubel auf. Gold für Tschechien bei der Eishockey-WM im eigenen Land: Ein Traum wird wahr.

2:0 – so lautete das Ergebnis. Kurz vor Spielende machte David Kämpf mit einem Treffer in das leere Tor der Schweizer den tschechischen Sieg perfekt. Das entscheidende erste Tor schoss zuvor aber David Pastrňák, ebenfalls im dritten Drittel. Nach dem Spiel sagte der Angreifer von den Boston Bruins noch im Siegestaumel:

David Pastrňák | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

„Ich hätte nie gedacht, dass mich eines meiner Tore einmal so emotional mitnimmt. Und nun ist das passiert. Das sagt wohl alles. Wir können nur hoffen, dass es so weitergeht – und wir müssen diesen Moment genießen. Denn man weiß ja nie, wie lange man auf den nächsten Titel warten muss – was auch die letzte Medaille zeigt.“

Das zuvor letzte Gold bei einer WM hatte es für Tschechien nämlich 2010 in Deutschland gegeben.

Unter den 17.000 Besuchern in der Prager Arena war beim Finale am Sonntag auch Lothar Martin. Er war langjähriger Redakteur von Radio Prag International und ist Eishockey-Experte und Sportjournalist.

Lothar, wie war am Sonntagabend die Stimmung in der Arena?

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Wie das ganze Championat über natürlich bombastisch. Es war ein spannendes Match, das am Ende gut für die Tschechen ausging, weil ihr Superstar David Pastrňák das goldene Tor schoss. Die Begeisterung war riesig. Gefeiert wurde aber nicht nur in der Arena in Prag, sondern in ganz Tschechien, auf den Marktplätzen und in den Biergärten. Man hat wieder einmal gesehen, dass die ganze Nation dabei ist, wenn hier Eishockey gespielt wird. Es ist einfach der Volkssport Nummer Eins in Tschechien.“

Das Spiel ging mit 2:0 für Tschechien aus. Und auch wenn es lange keine Tore gab, war es eine sehr spannende Begegnung. War der Sieg am Ende verdient?

„Beide Mannschaften haben wirklich um diesen Titel gekämpft. Das war in jeder Aktion zu sehen. Wenn man versucht hat, sich eine freie Schussposition zu erspielen, war da immer der Schläger eines Gegners dazwischen. Es ging also wirklich darum, dieses eine Tor zu erzielen. Und das haben nun einmal die Tschechen durch David Pastrňák geschafft. In der NHL, der weltbesten Liga, schießt er Tore wir am Fließband, er hat auch eine sehr gute Stocktechnik und kann ansatzlos schießen. Dieser Vorteil wurde dann einmal genutzt und führte zum Tor. Insofern war der Sieg verdient, denn die Tschechen haben ihre Stärke besser ausgenutzt. Ich muss den Schweizern trotzdem ein Kompliment machen. Sie haben bis zuletzt gekämpft und taten mir am Ende auch ein bisschen Leid, denn sie mussten gegen eine Wand von 17.000 Fans anspielen.“

Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Du hast die gesamte WM in Prag und Ostrava / Ostrau intensiv im Stadion mitverfolgt. Wie würdest du die Leistung der Tschechen bei dem Turnier insgesamt einschätzen?

Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

„Es war ein Steigerungslauf. Sie haben solide begonnen und wussten, um was es geht. Das erste Spiel war schwierig. Der Gegner Finnland war vor zwei Jahren noch Weltmeister und ist für seine Defensivstärke bekannt. Tschechien hat aber ein sehr gutes Spiel abgeliefert, kein Gegentor bekommen und im Penaltyschießen schließlich gewonnen. Langsam hat man sich dann weiter gesteigert. Auch wenn es gegen scheinbar schwächere Mannschaften viele Gegentore gab, hat man kein Spiel nach 60 Minuten verloren – nur zwei Begegnungen in der Overtime beziehungsweise dem Penaltyschießen. Dafür gab es aber auch Punkte. Das wichtigste Spiel ist dann immer das Viertelfinale, und dabei ging es gegen die USA. Das ist für die Tschechen ein unangenehmer Gegner, weil die USA ihnen schon zweimal die WM zuhause vermasselt haben. 2004 schalteten sie die Tschechen im Viertelfinale aus, und 2015, bei der letzten Heim-WM, unterlag Tschechien den USA im Spiel um Platz drei mit 0:3. Diesmal haben sie aber wirklich gekämpft und taktisch gut gespielt, und so konnten sie 1:0 gewinnen. Das Halbfinale gegen Schweden war dann eine Galavorstellung. Vieles hat geklappt, und die Tschechen gewannen mit 7:3. Man kann also Parallelen ziehen zur deutschen Fußballnationalmannschaft 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Auch da gab es einen tollen Auftritt im Halbfinale und dann einen sehr umkämpften, aber verdienten Sieg im Finale.“

Roman Červenka | Foto: Zuzana Jarolímková,  Tschechischer Rundfunk

Zuletzt hat die Tschechoslowakei 1985 den WM-Titel im eigenen Land geholt. Auch damals warst du dabei. Ab wann hast du es für realistisch gehalten, dass dieser Erfolg auch in diesem Jahr klappen könnte?

Lukáš Dostál | Foto: Zuzana Jarolímková,  Tschechischer Rundfunk

„Ganz am Anfang noch nicht. Aber der Trainer (Radim Rulík, Anm. d. Red.) wollte unbedingt Spieler haben, die als Team funktionieren und sich von Spiel zu Spiel steigern. Bei jedem Treffen mit den Journalisten hat die Mannschaft gesagt, dass sie sich verbessern und weiter lernen muss. Der Wille und das Feuer unter den Spielern waren spürbar. Man hat gemerkt, dass da etwas zusammenwächst. Und wie gesagt: Entscheidend ist das Viertelfinale. Wenn man dort verliert, ist man raus und hat keine Chance auf eine Medaille mehr. Wenn man aber gewinnt, kann man den Titel greifen. Als dieses Spiel also siegreich war, konnte man schon damit rechnen, dass Tschechien vielleicht den ganz großen Coup macht. Und das ist nun schließlich auch gelungen.“

Foto: Zuzana Jarolímková,  Tschechischer Rundfunk
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