Eishockey-Weltcup: Tschechien nach Glanzvorstellung im Halbfinale
Nur vier Monate nach der Weltmeisterschaft in Prag und Ostrava wird dieser Tage schon wieder auf internationalem Topniveau Eishockey gespielt, und zwar beim zweiten Weltcup, der ab Freitag in seine finale Phase tritt. Dann treffen im amerikanischen St. Paul und einen Tag später in Toronto die vier Halbfinalisten aufeinander, um die Endspielpaarung zu ermitteln. Unter den vier besten Teams ist auch die Tschechische Republik vertreten - dank eines glanzvollen 6:1-Sieges im Viertelfinale über Schweden. Alles weitere nun von Lothar Martin.
Wenn Sie diesen Jubel hören, dann werden sie mit Recht behaupten: "Bin ich hier im falschen Film?" Denn das Viertelfinalduell zwischen Schweden und Tschechien fand am Dienstag in der Globen Arena zu Stockholm statt. Aber auch da wähnten sich die rund 12.000 schwedischen Supporter im falschen Film, als besagter Martin Straka in der siebten Spielminute das 1:0 erzielte. Und was die tschechischen Cracks um die NHL-Stars Jaromír Jágr, Patrik Eliás und Goalie Tomás Vokoun danach abzogen, sorgte in der Heimat für helle Begeisterung. Daher zu Beginn unsere kleine Reminiszenz an die bejubelten Auftritte der tschechischen Puckjäger bei der Weltmeisterschaft. Der für die Tschechen niederschmetternde Ausgang der WM ist jedoch noch ebenso in bester Erinnerung. Trotz der in den sechs Vor- und Zwischenrundenspielen erkämpften sechs Siege belegten die Gastgeber am Ende nur den fünften Platz, weil sie im Viertelfinale an den Vereinigten Staaten und nicht zuletzt an ihren eigenen Nerven gescheitert waren. Eine Lektion, die sie recht schnell gelernt zu haben scheinen. Denn in den Auftaktbegegnungen der Weltcup-Europagruppe, die von den Tschechen in Finnland mit 0:4 und in Schweden mit 3:4 verloren wurden, machten die Mannen um Kapitän Robert Reichel noch einen freud- und hilflosen Eindruck. Beim 7:2-Sieg am vergangenen Freitag in Prag über Deutschland aber schossen sich die Jágr & Co. bereits warm für die alles (vor)entscheidende Partie in Stockholm. Und die "Tre Kronors" staunten nicht schlecht, als ihnen die Kufenflitzer aus Böhmen und Mähren diesmal in allen Belangen überlegen waren und ihrem verdutzten Keeper Tellquist gleich sechs Tore einschenkten. Interimscoach Vladimír Ruzicka konnte sich zufrieden die Hände reiben, denn sein Konzept war aufgegangen, sich voll und ganz auf dieses erste K.o.-spiel zu konzentrieren. Aber nun wollen es die Tschechen nicht nur bei diesem Achtungserfolg belassen. Denn sie haben es sich geschworen: "Diesen Weltcup spielen wir für Ivan Hlinka!". Der einstige Weltmeister und Startrainer, ein hierzulande unglaublich populäres Idol, war am 16. August an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls gestorben. Daher konnte er die tschechische Auswahl nicht mehr als Chefcoach in den Weltcup führen. Aber den Geist von Hlinka, der auf den Erfolg fixiert ist, haben seine Schützlinge anscheinend verinnerlicht. Und dieser Geist hat nichts Geringeres als den bisher größten Erfolg des tschechischen Eishockeys hervorgerufen - den Olympiasieg 1998 in Nagano. Mit ihm wollen die tschechischen Cracks den favorisierten Kanadiern und US-Amerikanern auch diesmal wieder ein Schnippchen schlagen.