Eishockey-Weltmeister ließen sich nur von Präsident Havel empfangen
Langsam, aber sicher gehen sie zu Ende, die langanhaltenden Jubelorgien und Feiern auf den dritten Weltmeistertitel der tschechischen Eishockeyspieler in Folge. Einen ihrer Höhepunkte erreichen sie mit dem abschließenden Gala-Abend des tschechischen Eishockeysports am Donnerstag in Prag. Bereits am Dienstag wurden die Goldjungs von Hannover durch Staatspräsident Vaclav Havel empfangen. Lothar Martin fasst zusammen.
... ja, ja, die tschechischen Eishockeycracks. Durch nichts und niemanden in der Welt ließen sie sich bei der am Sonntag in Hannover zu Ende gegangenen 65. Weltmeisterschaft unterkriegen oder gar bezwingen. In sieben ihrer neun Begegnungen schafften sie es, einen Rückstand umzubiegen, weshalb sowohl Erfolgscoach Josef Augusta als auch die überwiegende Mehrzahl der internationalen Pressevertreter von der "unglaublichen inneren Stärke", also einer überragenden Psyche der Spieler um Kapitän Robert Reichel sprach, die den entscheidenden Vorteil gegenüber der gleichwertigen Konkurrenz aus Schweden im Halbfinale und Finnland im Finale ausmachte. Wie es auch unser eben eingeblendetes Tondokument belegt, das den Augenblick festhielt, als Jiri Dopita im Endspiel zum 2:2-Zwischenstand egalisierte.
Drei Titel in Folge, das schafften in der Eishockeygeschichte bisher nur die Kanadier und die Spieler der ehemaligen Sowjetunion. Allerdings zu Zeiten, als sie kaum gleichwertige Konkurrenz hatten und sich vor allem nicht im psychisch brutalen Play-off-Modus durchsetzen mussten. Umso höher sind die Leistungen der tschechischen Puckjäger in den zurückliegenden fünf, sechs Jahren einzuschätzen. Und entsprechend groß war auch die Freude nach dem in der Verlängerung gewonnenen Finale gegen die spielerisch starken, am Ende aber glücklosen Finnen. Der tschechische Vertreter im IIHF-Präsidium, Miroslav Subrt, zum Beispiel drückte seine Freude so aus: "Nun, ich bin so glücklich, dass ich gleich losheulen könnte."
Erfolg schafft aber auch Selbstvertrauen und flößt Respekt ein. Der erste, der das zu spüren bekam, war Tschechiens Abgeordnetenchef Vaclav Klaus, dem die Cracks am Montag das fast schon obligatorische Begrüßungszeremoniell verweigerten. Diese Reaktion der frischgebackenen Champions ließ Ministerpräsident Milos Zeman vorsichtiger werden. Lakonisch vermerkte er nur, den Weltmeistern einen kleinen Empfang angeboten zu haben, von dem sie aber nicht Gebrauch gemacht hätten, was - so Zeman - "ihr heiliges Recht" sei. Er wolle dies nicht kommentieren, sondern ergänzte nur, er sei sich dessen bewusst, dass eine bestimmte Bitterkeit der Spieler mit den Verzögerungen beim Bau der neuen multifunktionalen Arena in Prag zusammenhängen könne, weshalb die eigentlich 2003 an Tschechien vergebene WM um ein Jahr auf 2004 verschoben wurde.
Daher wurden die Goldmedaillengewinner von Deutschland am Dienstag nur beim allseits geschätzten Präsidenten Vaclav Havel vorstellig. Es war ein kurzer, aber herzlicher Empfang auf der Prager Burg, bei dem die Cracks ihrem Staatsoberhaupt ein Trikot mit der Nr. 18 und dem eingestickten Namen Havel überreichten. Havel wiederum würdigte die großartigen Leistungen der tschechischen Eishockeyspieler in aller Form, fügte jedoch an, dass (Zitat) "ich mich freuen würde, wenn unser Land außer dem Eishockey auch weitere Anlässe zur Freude darüber geben würde, dass wir Tschechen sind."
Dem ist nichts hinzuzufügen.