Eishockey-WM: Tschechiens Medaillentraum durch USA zunichte gemacht
Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Russland für Furore gesorgt – und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Dies ist das nüchterne Fazit eines WM-Turniers, in dem die Tschechen mit Überraschungssiegen gegen die Gastgeber und die Schweden gestartet sind, im Viertelfinale aber an den USA scheiterten.
„Er hat nicht getroffen, die Amerikaner kommen weiter und der tschechische Medaillentraum ist aus und vorbei“, schilderte Tschechiens populärster TV-Sportreporter Robert Záruba den entscheidenden Moment. Danach war die Enttäuschung groß bei den Tschechen, die zuvor so überzeugt hatten. Auch Verteidiger Michal Jordan konnte das Aus kaum fassen:
„Wir haben kein einziges Turnierspiel in der regulären Spielzeit verloren, und dennoch müssen wir jetzt nach Hause fahren“, konstatierte Jordan.In der Tat, ihre beiden einzigen Niederlagen, jeweils 1:2 gegen Dänemark und die USA, quittierten die Tschechen erst im Penalty-Schießen. Andererseits zeigte sich in diesen zwei Begegnungen sowie im Spiel gegen Kasachstan, dass die Schützlinge von Trainer Vladimir Vůjtek sich schwer tun, ihre spielerische Überlegenheit gegen defensiv eingestellte Gegner in Tore umzumünzen. Das räumte nach dem Viertelfinale auch Kapitän Tomáš Plekanec ein:
„Wir haben zu wenige Tore geschossen, und auch heute hat sich kein Schütze gefunden, der das zweite Tor für uns erzielt. Wir haben nicht schlecht gespielt, doch das gilt auch für die Amerikaner, die schnell und schnörkellos operierten. Das Penalty-Schießen ist dann ein reines Glücksspiel.“Zu dieser Zuspitzung aber hätte es nicht kommen müssen, wenn seine Landsleute ihre Möglichkeiten besser genutzt hätten, sagte der ehemalige Torhüter und dreifache Weltmeister Jiří Holeček:
„Was ich vor allem kritisieren muss, ist unser Powerplay. Wenn wir fünfmal in Überzahl spielen, dann sollten wir wenigstens ein, zwei Tore schießen. Diese Situationen sind spielentscheidend.“
Auch Trainer Vůjtek analysierte anschließend, dass das Überzahlspiel ein Schwachpunkt im Spiel seiner Mannschaft gewesen sei. Ansonsten aber sei er sehr zufrieden, wie seine Schützlinge in Moskau aufgetreten seien, erst recht, weil nicht weniger als 14 WM-Neulinge im Team gestanden haben. Die guten Leistungen der jungen Debütanten seien ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft, meint dann auch Michal Jordan:„Vor dem Turnier hat sicher kaum jemand damit gerechnet, dass wir so gut spielen, wie wir gespielt haben. Das Positive überwiegt also. Und wenn auch bei den nächsten Turnieren wieder nur wenige Spieler aus der NHL zum Team stoßen, so weiß man jetzt, dass wir auch gute Akteure in der russischen und tschechischen Liga haben. Auch das ist eine positive Erkenntnis für die Zukunft.“
Für die Gegenwart aber bleibt festzuhalten: Durch das frühe Aus gegen die Amerikaner bleibt Tschechien das vierte Mal in Folge ohne WM-Medaille. Das ist die größte Durststrecke seit der Trennung von der Slowakei im Jahr 1993. Und die Erfolgsbilanz in den vergangenen 24 Jahren ist nun ausgeglichen: Den zwölf Medaillen, die Tschechien seit 1993 holte, steht auch ein Dutzend WM-Teilnahmen gegenüber, die glanzlos waren. In diesem Jahr belegt Tschechien am Ende den fünften Platz.