Eishockeycoach Hadamczik: Bin noch etwas traurig, bei der WM nur Bronze gewonnen zu haben
Am 21. Dezember werden in Tschechien ein weiteres Mal der beste Einzelsportler und die beste Mannschaft des Jahres gekürt. In diesem Jahr haben die Sportjournalisten in ihrer traditionellen Umfrage die Rekordzahl von 101 Sportlerinnen und Sportlern sowie 30 Teams berücksichtigt. Zum Trio der besten drei Mannschaften gehört einmal mehr die Eishockey-Nationalmannschaft, auch wenn das Geheimnis um die Endplatzierung erst in einer Woche gelüftet wird. Radio Prag gelang es aber schon jetzt, Nationalcoach Alois Hadamczik vors Mikrofon zu bekommen.
„Wenn ich zunächst auf die WM zurückblicke, dann muss ich sagen: Die Mannschaft hat sehr gut gekämpft und auch gespielt. Dennoch bin ich ein wenig traurig, wenn ich daran denke, dass wir bei nur einer Niederlage in neun Spielen lediglich im kleinen Finale um den dritten Platz gespielt haben. Aber nochmals: Vom Einsatz der Spieler her und mit dem Gewinn der Bronzemedaille bin ich zufrieden.
Jetzt sind wir bereits in der neuen Saison, und da ist es immer so, dass mir die Cracks, die in der NHL spielen, zunächst nicht zur Verfügung stehen. Deshalb stelle ich den Kader für die Turniere der Euro Hockey Tour stets aus Akteuren zusammen, die in der tschechischen oder einer anderen europäischen Liga spielen. Beim ersten Turnier, dem Karjala Cup, haben wir in zwei Spielen überzeugt und einmal schlecht gespielt, und zwar gegen Finnland. Gegen Schweden aber haben wir gewonnen und gegen Russland haben wir trotz der knappen Niederlage gut gekämpft und ein gutes Spiel gemacht. Mit drei Punkten wurden wir am Ende Dritter, ich kann aber sagen, dass ich damit zufrieden war.“Das Jahr soll abgeschlossen werden wie immer mit dem traditionsreichen Turnier in Moskau, dem heutigen Channel One Cup. Was wollen Sie dort erreichen und haben Sie dafür eine starke Mannschaft?
„Wir fahren zu jedem Turnier mit der Einstellung, dass wir alle Spiele gewinnen wollen. Doch das wollen unsere starken Gegner auch, also schauen wir nur von Spiel zu Spiel. Im Kader für das Turnier in Moskau gibt es einige Veränderungen im Vergleich zum Turnier in Helsinki. Das hat zwei Gründe: Zum einen haben wir viele Verletzte und zum anderen nehmen einige Vereine aus Tschechien in diesen Tagen an der Finalserie der European Trophy beziehungsweise am Spengler Cup teil. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir wieder eine gute Mannschaft beisammen haben.“
Ein Spiel im Rahmen dieses Channel One Cups trägt die tschechische Mannschaft zu Hause in Chomutov gegen Schweden aus. Was sagen Sie zu dem Spielort Chomutov? Und glauben Sie, dass im grenznahen Gebiet zu Deutschland vielleicht auch deutsche Zuschauer kommen könnten, um sich mal ein gutes Eishockeyspiel anzuschauen?„Ich glaube, wir können alle deutschen Eishockeyfans nur recht herzlich dazu einladen. Wenn sie kommen, dann finden sie in Chomutov eine neue, moderne Halle vor. Zudem können sie sich auf eine starke tschechische Mannschaft freuen, die die Schweden schlagen will. Von daher glaube ich, in Chomutov wird eine tolle Atmosphäre herrschen, für die wir jeden Zuschauer und Fan gut gebrauchen können.“
Neben dem Abschneiden seiner Mannschaft beim WM-Turnier in der Slowakei war Hadamczik also mehr oder weniger auch zufrieden mit dem Auftreten seines Teams beim ersten Turnier zur aktuellen Euro Hockey Tour, das Anfang November in Helsinki ausgetragen wurde. Es war der Karjala Cup, bei dem Tschechien nach einem 5:2-Sieg gegen Schweden, einer 0:4-Pleite gegen Gastgeber Finnland und einer knappen 1:2-Niederlage gegen Russland mit drei Punkten den dritten Platz belegte. Nun also steht der zweite Event der Tour, der Channel One Cup an. Hierbei darf die tschechische Mannschaft ihre Auftaktpartie am Donnerstag vor eigenem Publikum absolvieren – im nordböhmischen Chomutov / Komotau empfängt sie das Team der Tre Kronors. Danach trifft sie am Samstag in Moskau auf Weltmeister Finnland und einen Tag später auf Gastgeber Russland.
Das Moskauer Kräftemessen ist das älteste Turnier der Euro Hockey Tour. 1967 erlebte es seine Premiere, seitdem wurde es 43 Mal ausgetragen und nicht weniger als 31 Mal von den Hausherren, der früheren Sowjetunion beziehungsweise Russland, gewonnen. Mit sieben Turniersiegen folgt die Tschechische Republik, die zusammen mit ihrer Vorgängerin, der Tschechoslowakei, zudem auf 20 zweite Plätze verweisen kann. Bei der 44. Turnier-Auflage rechnet sich Tschechien daher wieder gute Chancen aus, auch wenn Trainer Hadamczik – wie von ihm erwähnt – diesmal auf einige Leistungsträger verzichten muss. Das sind ein paar Spieler aus Budweis, Pardubice und Pilsen, deren Mannschaften sich für die Finalserie der European Trophy qualifiziert haben. Diese Finalserie wird ebenfalls in dieser Woche als Redbulls-Salute-Turnier in Salzburg und Wien ausgetragen. Zu den Nationalspielern, die von ihren Clubs deshalb nicht für die Nationalmannschaft freigestellt wurden, gehört auch der Kapitän des HC ČSOB Pojišťovna Pardubice, Petr Koukal. Und mit der Entscheidung, in dieser Woche für seinen Verein in Salzburg und nicht für Tschechien in Moskau spielen zu müssen, ist der 29-Jährige nicht unbedingt glücklich:„Das ist eine komplizierte Situation für alle. Mich hat dazu niemand gefragt. Dass ich diese Woche für Pardubice spiele, darauf haben sich unser Manager Zbyněk Kusý und Trainer Hadamczik verständigt. Das respektiere ich. Auf der anderen Seite hoffe ich aber, dass ich eine weitere Chance bei der nächsten Turnierteilnahme der tschechischen Auswahl erhalte, denn ich spiele gern für die Nationalmannschaft. Mehr sage ich dazu aber nicht, denn das ist dünnes Eis!“Dünn ist derzeit auch die Spielerdecke der Mannschaft aus Pardubice. Wegen mehrerer verletzter Spieler kann Trainer Pavel Hynek momentan nicht auf sein stärkstes Aufgebot zurückgreifen. Dennoch ist er optimistisch, dass sein Team in Salzburg bestehen wird:
„Den Kader werden wir noch mit einigen Akteuren ergänzen, um die schwierige Aufgabe zu meistern, dass wir drei schwere Spiele an nur drei Tagen bestreiten. Ohne diese Ergänzungsspieler könnte die Last für die übrigen Spieler zu groß werden. Was die Form der Mannschaft anbelangt, habe ich jedoch ein gutes Gefühl: Sie spielt taktisch diszipliniert, aus einer guten Abwehr heraus setzt sie immer wieder Konter, und auch das Überzahlspiel hat sich verbessert. Ich muss sagen, vom ersten bis zum letzten Spieler gibt jeder alles, so stelle ich mir ein geschlossenes Team vor.“Spätestens am Sonntag wird man wissen, ob die tschechischen Eishockeyspieler bei ihren Auftritten in Moskau, Salzburg und Wien wieder eine Duftmarke gesetzt haben oder auch nicht.
Fußballer Pekhart vollzieht in Nürnberg weiteren Karrieresprung
Das zu Ende gehende Jahr 2012 hat überdies einigen Sportlern einen deutlichen Karrieresprung beschert. Zu ihnen gehört auch der tschechische Fußballer Tomáš Pekhart, der seit dem 1. Juli in der deutschen Bundesliga für den 1. FC Nürnberg spielt. Und das zunächst mit messbarem Erfolg, denn an den ersten fünf Spieltagen, an denen die Clubberer neun Punkte holten, erzielte Pekhart zwei Treffer und zwei Torvorlagen. Daher war er Anfang Oktober verständlicherweise gut gelaunt, als ihn Radio Prag nach seinen ersten Eindrücken von der Bundesliga befragt hat:„Ich denke schon, dass das für mich ein großer Sprung nach vorn ist. Ich bin aber nach Nürnberg gegangen, um in einer starken Liga zu spielen und mich als Profi weiter zu verbessern. Das scheint mir bisher ganz gut zu gelingen, denn ich habe schon ein paar Mal getroffen und Tore vorbereitet. Von daher bin ich zufrieden.“
Aber nicht nur seine Leistungen, sondern vor allem die Atmosphäre in der Bundesliga hatten es Pekhart schon zu Beginn des Herbstes angetan:„Das ist einfach unglaublich, es ist eine etwas andere Welt! Bei jedem Bundesligaspiel herrscht eine faszinierende Atmosphäre, fast jedes Stadion ist ausverkauft. Da macht es Spaß, Fußball zu spielen.“
Inzwischen aber ist Pekhart und seinen Nürnberger Teamkollegen der Spaß an ihrer Arbeit etwas vergangen. Seit dem fünften Spieltag haben die Franken nämlich nur eine von elf Begegnungen gewonnen und sind damit bis auf den 16. Tabellenplatz abgerutscht. Auch Pekhart hat in der letzten Zeit ein wenig nachgelassen – in den neun Partien, in denen er seit dem 2:1-Sieg in Köln eingesetzt wurde, markierte er nur noch einen Treffer und zwei Vorlagen. Nichtsdestotrotz hofft der 22-jährige tschechische Nationalspieler wieder auf bessere Zeiten, vielleicht schon am Samstag beim Auswärtsspiel in Leverkusen. Bis dahin aber hält sich Pekhart vor allem an seinen positiven Erlebnissen fest:
„Ich erinnere mich oft und gern an mein erstes Bundesligator, das ich gleich zum Saisonauftakt beim Auswärtsspiel in Berlin gegen die Hertha geschossen habe. Ein riesiges Erlebnis für mich aber war ebenso die Begegnung bei Borussia Dortmund: Es war beeindruckend, in dieser Arena vor 80.000 Zuschauern zu spielen – das war einfach unglaublich.“