Ende des Zivildienstes in Tschechien - letzte "civilkari" dürfen am Dienstag gehen

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Mit Beginn des neuen Jahres wird das tschechische Heer in eine Berufsarmee umgewandelt. Das Ende der Wehrpflicht bedeutet zugleich aber auch das Ende des Zivildienstes in Tschechien. Am 4. November hat der Senat eine entsprechende Vorlage gebilligt, am Dienstag werden nun die letzten Zivildienstleistenden entlassen. Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen befürchten einen deutlichen Kostenanstieg. Es berichtet Thomas Kirschner.

Foto: Jana Sustova
Der Zivildienst war in Tschechien vor fast 15 Jahren, kurz nach der Revolution, eingeführt worden und gab jungen Tschechen die Möglichkeit, einen Ersatzdienst außerhalb der Armee abzuleisten. Im vergangenen Quartal machten knapp 4700 Wehrpflichtige davon Gebrauch, rund ein Drittel im Gesundheitswesen und im Sozialbereich, viele aber auch in Schulen, Bibliotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen. Mit der Professionalisierung der Armee wird in Tschechien nun auch der Zivildienst abgeschafft - am Dienstag endet für die letzten "cilvilkari", wie die Zivildienstleistenden hierzulande umgangssprachlich genannt werden, der Dienst. Vielerorts, wo Zivildienstleistende beschäftigt waren, macht man sich nun Sorgen - nicht zuletzt finanzieller Art. Denn der Lohn betrug im Zivildienst nur durchschnittlich 3600 Kronen, etwa 120 Euro. Für einen regulären Angestellten dagegen ist nun mindestens das Dreifache fällig. Die Pressesprecherin des Ministeriums für Arbeit und Soziales, Katerina Berankova, weist allerdings darauf hin, dass für die betroffenen Einrichtungen Fördergelder bereitgestellt wurden.

"Wir haben selbstverständlich mit den Mitteln der Arbeitsämter Unterstützung für die Organisationen vorbereitet. Wenn sie anstelle der Zivildienstleistenden nun Langzeitarbeitslose oder neue Absolventen einstellen, können sie dafür beim Arbeitsamt einen Zuschuss für die Einrichtung neuer Arbeitsplätze beantragen, eventuell auch einen Gehaltszuschuss für den Betreffenden."

Vor allem Krankenhäuser und Altersheime haben aber nach eigenen Angaben Probleme damit, Interessenten für die angebotenen Stellen zu finden. Trotz rund einer halben Million Arbeitslosen gebe es nicht viele Menschen, die die Arbeit machen wollen, für die Zivildienstleistende herangezogen wurden, sagte etwa der Leiter des Bezirkskrankenhauses in Rychnov n.K., Otto Stepan, gegenüber der Tageszeitung Lidove noviny. Katerina Berankova vom Ministerium für Arbeit und Soziales weist demgegenüber darauf hin, dass alle Seiten genug Zeit hatten, sich auf die veränderte Situation einzustellen. Der endgültige Beschluss zur Abschaffuung des Zivildienstes wurde zwar erst im November gefasst, die Pläne kursieren aber schon seit Jahren, so Berankova.

"Die Aufhebung des Zivildienstes kam nicht von heute auf morgen. Wir haben schon vor Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass es zu so einem Schritt kommen kann, und die einzelnen Organisationen hatten unserer Meinung nach ausreichend Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass der Zivildienst endet."