Endgültige Trennung von Boeing mit Flugzeughersteller Aero steht bevor

Aero Vodochody

Privatisierung ist nicht gleich Privatisierung. Auch in Tschechien gelingt es nicht immer, marode staatliche Unternehmen zu entflechten und mit Hilfe von ausländischen Investoren wieder flott zu machen. Ein solches Paradebeispiel ist der nahe Prag ansässige Flugzeughersteller Aero Vodochody, dessen Fusion mit dem amerikanischen Großunternehmen Boeing als gescheitert gilt. Über die Hintergründe der unmittelbar bevorstehenden Trennung beider Partner informiert Sie Lothar Martin.

Foto: Archiv Radio Prag
Die Talfahrt des bedeutendsten tschechischen Waffenherstellers, des Flugzeugbau-Unternehmens Aero Vodochody, hält weiter an. Aus seiner langwierigen Krise konnte es auch nicht durch die Fusion mit dem amerikanischen Giganten herausgeführt werden. Von Boeing hatte sich die Prager Regierung vor allem Hilfe bei der Beschaffung von ausländischen Aufträgen versprochen. Diese Erwartung wurde jedoch nicht erfüllt, so dass schon seit über einem halben Jahr die Verhandlungen über die Bedingungen der Trennung zwischen Boeing und Aero laufen. Am Mittwoch wird sich nun die Regierung mit dieser Angelegenheit befassen und vermutlich die Trennung auch besiegeln.

Das Kabinett hatte bereits zu Jahresbeginn entschieden, die Partnerschaft zwischen Boeing und dem von zwei staatlichen Firmen mit einem knappen Zwei-Drittel-Mehrheitsanteil geführten Flugzeug-Unternehmen zu beenden. Boeing war damit einverstanden. Doch beim nachfolgenden monatelangen Tauziehen ging es vor allem darum, zu welchen Konditionen der 35 Prozent haltende Teilhaber Boeing Ceská - ein amerikanisch-tschechisches Konsortium der Fluggesellschaften Boeing und CSA - seinen Anteil an die verbleibenden zwei Staatsfirmen - CKA und Letka - veräußern werde. Die Gesellschaft Boeing Ceská, an der das tschechische Unternehmen lediglich mit 0,01 Prozent beteiligt war, forderte eine Abfindung in Milliardenhöhe, das tschechische Finanzministerium bot den symbolischen Betrag von einer Krone. Ein gravierender Unterschied also, der selbstredend zähe Verhandlungen nach sich zog. Am Dienstag aber konnte der Sprecher des Prager Wirtschaftsministeriums, Ivo Mravinac verkünden:

"Nach sehr komplizierten Verhandlungen ist es letztlich zu einer Einigung gekommen. Sofern die Regierung die Unterlagen bewilligt, wird es zu einer Trennung ohne Ansprüche kommen."

Wie es scheint, hat sich in diesem "Scheidungsdrama" am Ende die tschechische Seite durchgesetzt, denn der Ablösebetrag liegt tatsächlich bei symbolischen zwei Kronen. Andererseits bedeutet die Trennung vom nicht erfolgreichen US-Investor auch, dass sich nun wieder der tschechische Staat zu 100 Prozent um das abgewirtschaftete Unternehmen kümmern muss. Dazu äußerte sich Sprecher Mravinac wie folgt:

"In nächster Zukunft ist es an der Zeit, dass wir uns sehr ernsthaft mit Aero auseinander setzen müssen. Bis zum Abschluss der Restrukturierung des Unternehmens werden wir möglicherweise noch einen anderen strategischen Partner für Aero suchen. Aber in diesem Moment steht noch die Trennung von Boeing im Vordergrund. Wir hoffen, dass dies an diesem Mittwoch der Fall sein wird."