Ausverkauft für drei Jahre: Aero startet wieder Serienproduktion von Militärflugzeugen in Tschechien
Im Unternehmen Aero Vodochody wird nach 20 Jahren die Produktion von Militär-Düsenflugzeugen wieder aufgenommen. Mit den Jets will man an die Erfolgsmaschine Albatros anknüpfen.
Aero Vodochody ist der größte Flugzeugbauer in Tschechien und eines von nur neun Unternehmen weltweit, die militärische Düsenflugzeuge von der Skizze über die Entwicklung bis hin zur Zulassung herstellen können. Nun will die Firma ein neues Trainingsflugzeug fertigen. Der Jet mit der Bezeichnung L-39NG wurde 2018 erstmals vorgestellt. In der Fabrik von Aero Vodochody am nördlichen Rand von Prag hat vor kurzem die erste Maschine der neuen Serienproduktion die Hallen verlassen…
Er sei sehr glücklich, es sei eine große Genugtuung für ihn und ein großer Erfolg für das ganze Team, sagt Chefkonstrukteur Jaromír Lang. Vor zehn Jahren wurde er mit der Entwicklung des neuen Trainingsflugzeugs beauftragt. Grundlage dafür war die Maschine L-39 Albatros, von der zwischen 1970 und 1997 fast 3000 Stück produziert wurden. Laut Lang hatte das legendäre Modell gute aerodynamische Eigenschaften, so dass seine Form auch für die neue Generation beibehalten wurde:
„Das Flugzeug verzeiht diverse Pilotenfehler. Wenn man in die Kabine schaut, sieht man moderne Displays. Heute gibt es keine einzige mechanische Anzeige mehr an Bord, es ist ein Computernetzwerk. Zudem haben wir hier das sogenannte Obox-System, das den Piloten mit Sauerstoff versorgt. Der Sauerstoff wird während des Flugs aus der vom Triebwerk entnommenen komprimierten Luft erzeugt, so dass vor dem Start keine Lufttanks überprüft und gefüllt werden müssen.“
Die Maschine der neuen Generation ist aus Aluminium, Titan und rostfreiem Stahl gefertigt und wiegt 3,5 Tonnen. Ihre Lebensdauer hat sich gegenüber der Vorgängerversion verdreifacht, und zwar auf 15.000 Flugstunden. Die teuersten Teile sind das Triebwerk, der Schleudersitz und die transparente Cockpitklappe. Der Rand des Flügels kann einem Zusammenprall mit einem zwei Kilogramm schweren Vogel bei einer Geschwindigkeit von 650 Stundenkilometern widerstehen.
An der Herstellung des Jets sind mit mehr als 60 Prozent weitere tschechische Unternehmen beteiligt. Für die Produktion eines Flugzeugs würden etwa 30.000 Arbeitsstunden benötigt, sagt Jiří Linka. Er ist der Vizepräsident für die Produktion:
„Nur zu Ihrer Vorstellung: Dieses Modell hat 17.000 Nieten. Es gibt hier über sechs Kilometer Kabel. Alles wird von Hand montiert, keine Roboter werden eingesetzt.“
Nach Angaben des Präsidenten von Aero Vodochody, Viktor Sotona, bauen einzelne Staaten derzeit eigene Ausbildungszentren für Militärpiloten auf. In Folge des Krieges in der Ukraine besteht ein großer Bedarf an Piloten. Das Unternehmen will nun die Kapazität seiner Fertigungslinie erhöhen.
„Wir haben derzeit Aufträge für 34 Flugzeuge. Unsere Kapazitäten sind damit bis 2025 ausgeschöpft.“
Das Unternehmen hat alles auf die Entwicklung des neuen Flugzeugs gesetzt. In den vergangenen Jahren war es in rote Zahlen geraten. 2021 verzeichnete es ein Defizit von 600 Millionen Kronen (25 Millionen Euro). Viktor Sotona:
„Wir erwarten, dass wir unseren Umsatz im kommenden Jahr verdoppeln können. Die Kosten für die Entwicklung waren enorm. Sie lagen fast bei drei Milliarden Kronen (123 Millionen Euro, Anm. d. Red.). Wir haben alles aus eigenen Mitteln finanziert, so dass die Amortisierung nicht einfach sein wird. Aber wir glauben, dass wir innerhalb von fünf Jahren schwarze Zahlen schreiben werden.“
Aero Vodochody stellt gerade das erste Serienflugzeug für die vietnamesische Armee fertig. Weitere Maschinen sollen in Ungarn und Ghana fliegen. Der tschechische Staat wird wiederum vier Jets im Gesamtwert von 2,1 Milliarden Kronen (86 Millionen Euro) für die Schulung tschechischer Militärpiloten kaufen. Die erste Maschine sollen sie in zwei Jahren erhalten.