Firma Aero Vodochody steht vor erneutem Versuch der Privatisierung

Vor knapp eineinhalb Jahren beendete der amerikanische Boeing-Konzern seine disharmonische "Ehe" mit dem größten tschechischen Kampfflugzeughersteller, der unweit von Prag gelegenen Firma Aero Vodochody. Seitdem hing das hoch verschuldete Unternehmen fast zu 100 Prozent wieder am Tropf des tschechischen Staates, der es lieber früher als später an einen neuen Investor veräußern würde.

Die Chancen stehen inzwischen relativ günstig, dass das unrentable Werk endlich den Besitzer wechselt. Denn in einem neuen Ausschreibungsverfahren haben sich insgesamt sieben Investment-Firmen und Konsortien um den knapp 100-prozentigen Aktienanteil des Luftwaffenherstellers aus Odolena Voda beworben. Allerdings ließen einige davon durchblicken, dass sie das Werk nicht in seiner Gänze umstrukturieren wollen, sondern sie vor allem an der stärkeren Nutzung des betriebseigenen Flugplatzes interessiert seien. Diese Absicht bestätigte das Mitglied des Aufsichtsrates von Aero Vodochody und zugleich Gewerkschaftschef des Betriebes, Jan Borysek:

"Was das Innenleben der Firma betrifft, so kann ich sagen, dass die Arbeitnehmer der Privatisierung positiv gegenüber stehen. Die Einwohner von Odolena Voda und Umgebung allerdings sind wenig erbaut, fürchten sie doch um ihre Ruhe, falls die neue Firma den Flugplatzbetrieb ausweiten sollte."

Handelsminister Milan Urban
Die Anwohner des Vodochody-Flugplatzes setzen daher nun auf die Prager Regierung bei der "richtigen" Auswahl des neuen Mehrheitseigners. Industrie- und Handelsminister Milan Urban stellte jedoch klar, worauf es dem Kabinett bei der Privatisierung des Werks in erster Linie gehe:

"Für die Regierung hat die Aufrechterhaltung der Produktion Priorität. Ein Ausbau und die damit verstärkte Nutzung des Flugplatzes könnten sicher ein begleitender Effekt für die gesamte Privatisierung sein, doch das ist nicht der Vorsatz der Regierung. Das Privatisierungsprojekt, das jeder Bewerber vorlegen muss, wird danach verbindlich und wird im möglichen Kaufvertrag festgehalten."

Premier Jiri Paroubek hatte schon am Montag zu verstehen gegeben, dass die Regierung nur an einem strategischen Investor sowie an der Fortsetzung der Flugzeugproduktion interessiert sei. Dafür aber, so der oppositionelle Abgeordnete Jiri Bily (ODS), habe man nicht die richtigen Bewerber interessiert. Bily kritisierte, dass unter ihnen kein einziger renommierter Flugzeughersteller und ebenso wenig Produzenten von Flugzeugkomponenten seien. Bily bezichtigte die Regierung außerdem, bei der Ausschreibung erneut so untransparent wie im Fall der Unipetrol-Affäre vorzugehen. Wird die Privatisierung von Aero Vodochody demnach noch ein großes Wahlkampfthema? Für Ministerpräsident Paroubek ganz bestimmt, aber selbstredend nur im positiven Sinne. Denn bis zum Mai will er die Übergabe der Firma an einen privaten Investor nach Möglichkeit abgeschlossen haben. Denn dann könnte er sich noch vor den Wahlen einen weiteren Erfolg in punkto Privatisierung und Arbeitsplatz-Erhalt auf seine Fahnen heften.