Erklären ja, verhandeln nein - keine Eile zwischen Tschechien und dem Vatikan

Papst Benedikt XVI. und Cyril Svoboda (Foto: CTK)
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Nur ein paar Sekunden hat es gedauert, das Treffen von Außenminister Cyril Svoboda mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan - ein Handschlag und einige freundliche Worte am Ende der traditionellen Mittwochs-Generalaudienz des Papstes. Die eigentliche Arbeit erwartete den tschechischen Außenminister bei seinem Vatikan-Besuch am Mittwoch erst danach. Thomas Kirschner berichtet.

Papst Benedikt XVI. und Cyril Svoboda  (Foto: CTK)
Immerhin: der Papst hat dem Minister sein Interesse für Tschechien versichert und auf seine bayrische Herkunft hingewiesen - die Bayern und die Böhmen gelten seit jeher als seelenverwandte Stämme. Der offizielle Teil des Besuches begann für Svoboda aber erst im Anschluss an das päpstliche Intermezzo bei dem Treffen mit dem vatikanischen Staatssekretär für Außenbeziehungen, Erzbischof Giovanni Lajola. Dabei ging es unter anderem um strittige Fragen des kirchlichen Eigentums und die Novelle des Kirchenrechtes in Tschechien. Hauptthema aber: Das bereits 2002 unterzeichnete Konkordat, das die Beziehungen zwischen Tschechien und dem Vatikan regeln soll. Wegen der Ablehnung durch Abgeordnetenhaus und Präsident liegt das Ratifizierungsverfahren in Prag seit Jahren auf Eis. Außenminister Svoboda fasste nach den Gesprächen den Standpunkt des Vatikans zusammen:

"Der Heilige Stuhl ist der Auffassung, dass über das Abkommen zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan nicht weiter verhandelt werden muss. Der Heilige Stuhl ist aber, wenn das nötig ist, bereit im Dialog zu erklären, was dieser Vertrag beinhaltet und erwartet, dass der Ratifizierungsprozess fortgesetzt wird."

Vatikan-Wappen
Präsident und Abgeordnete kritisieren das Abkommen demgegenüber als unvorteilhaft für den Staat und befürchten eine Sonderstellung der katholischen Kirche in der Republik. Tschechien ist damit der einzige postkommunistische Staat in Europa, der über kein Abkommen mit dem Vatikan verfügt. Um eine Lösung dieser Frage drängt sich derzeit niemand. Premierminister Paroubek gab am Mittwoch die Marschrichtung vor: Erst einmal abwarten.

"Besser als einen schlechten Vertrag zu haben ist es, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten und das Konkordat neu auszuhandeln."

In dieser Legislaturperiode, so Paroubek, solle das Thema nicht mehr angegangen werden. Ein langer Atem, das ist allerdings auch die Strategie und Stärke des Vatikan, wo die Zeit, wie es heißt, langsamer vergeht - und nicht in Legislaturperioden geteilt ist.