Ermittlungen zu Jan Masaryks Tod abgeschlossen

Tomas Garrigue Masaryk and Jan Masaryk

Der Fall Jan Masaryk ist abgeschlossen. Masaryk, Sohn des ersten tschechischen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk, war nach dem Zweiten Weltkrieg tschechoslowakischer Außenminister. Am 10 März 1948 wurde er tot im Hof seines Prager Ministeriums aufgefunden. Selbstmord, so das immer wieder angezweifelte Ergebnis der damaligen Ermittlungen. Diese Woche nun fassten die tschechischen Ermittler den Abschluss des neu aufgerollten Falles zusammen. Mehr dazu von Daniel Satra.

Die Ermittler, die im Auftrag der Behörde zur Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen im Kommunismus bereits seit 10 Jahren versuchen den mysteriösen Fenstersturz des Außenministers aufzuklären, kamen jetzt in Prag zu einem unbefriedigenden Abschluss: Ungeklärt, so lautet der abschließende Bericht in einem Fall, um den sich seit über 50 Jahren nebulöse Geschichten ranken. Zuletzt hatte das Tschechische Fernsehen vor Jahren eine Zeugin präsentiert, die den sowjetischen Geheimdienst des Mordes an Masaryk beschuldigt hatte. Über die Anfrage der tschechischen Ermittler in Russland, berichtet ihr Sprecher Jan Srb:

"Die Antwort war, dass die Dame Parsina hieß, und dass sie bereits mehrere Jahre tot ist. Noch nicht einmal dies ging den normalen Weg. Wenn wir in einer Strafverfolgungssache einen anderen Staat um Hilfe bitten, dann liefert dieser Belege wie Totenscheine oder irgendwelche Details. Russland verhält sich nicht so. Es kam nur eine knappe Antwort, dass sie uns nichts liefern werden, weil die Sache der Geheimhaltung unterliege".

Im Jahr 2002 dann hatte das Gutachten des tschechischen Experten für Biomechanik, Jiri Straus, erneut Bewegung in den Fall gebracht. Masaryks Tod sei vermutlich Mord, so das Gutachten, denn so, wie der Körper am Boden gelegen habe, schließe dies einen versehentlichen Sturz aus dem Fenster aus. Zweifel erregte diese Version jedoch, weil Zeugenberichte beschreiben, wie die Leiche Masaryks an der Fundstelle bewegt worden war, bevor die heute vorliegende Skizze vom Tatort angefertigt wurde. Auch ein zweiter Gutachter, konnte diese Widersprüche nicht auflösen, berichtet Srb:

"Man kann sagen, dass sein Gutachten ein wenig abgewichen ist. Es bestätigt nicht so kategorisch wie das erste Gutachten, dass es sich um Fremdverschulden handelt, aber es hat dies auch auf keinen Fall widerlegt."

Zweifel an der Mord-Version äußerte auch Antonin Sum, ein Ministeriumsmitarbeiter aus der Zeit Masaryks. Sum geht davon aus, dass der westlich orientierte Masaryk dem politischen Druck in der Aufbauphase des sozialistischen Regimes nicht standgehalten und den Freitod gewählt habe.

Zwar ist der Fall abgeschlossen, doch Jan Srb geht davon aus, dass bei neuer Beweislage die Akte Masaryk wieder auf den Tisch kommen kann:

"Falls neue Fakten auftauchen, dann wird er neu eröffnet. Das heißt, wenn zum Beispiel die Nachricht käme, dass die KGB-Archive oder andere und weitere Archive der ehemaligen Sowjetunion geöffnet werden. Dann würden wir natürlich handeln."

Ein Kommentar der Tageszeitung Hospodarské Noviny bemängelte das dünne Ergebnis der jahrelangen Nachforschungen. Es seien auch heute keine relevanten Ergebnisse oder gar Dokumente präsentiert worden.