Erst die Wahl und dann das Spiel - Die Fußball-WM und ihr Einfluss auf die tschechische Politik
Der Termin für die Wahl zum tschechischen Abgeordnetenhaus steht fest: Hierzulande schreitet man traditionell freitags und samstags zu den Urnen, Staatspräsident Vaclav Klaus hat - dieser Tradition folgend - den 2. und 3. Juni als Wahltermin angesetzt. Premierminister Jiri Paroubek musste allerdings seine Zustimmung geben. Und noch ein dritter Mann war am Dienstag Früh am Gespräch über den Termin beteiligt: Franz Beckenbauer, der Chef des Organisationskomitees für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, der im Rahmen seiner Welcome-Tour durch die WM-Teilnehmerstaaten gerade in Prag zu Gast war. Gerald Schubert fasst zusammen:
Denn dass der Ausgang der Weltmeisterschaft etwas mit den tschechischen Wahlen zu tun haben könnte, das ist tatsächlich überaus unwahrscheinlich und somit nicht der Rede wert. Einen Einfluss der WM auf den Ausgang der Wahl hingegen, den könnte es durchaus geben. Denn wenn die Eröffnung des sportlichen Mega-Ereignisses im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, dann könnte die Ausübung des Wahlrechts in die zweite Liga der Prioritäten absteigen.
Daher sagte Jiri Paroubek auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit "Kaiser" Beckenbauer, auf der es ja eigentlich um König Fußball gehen sollte:
"Was den Wahltermin betrifft: Ich werde über den Vorschlag, den mir Präsident Klaus gestern geschickt hat, nachdenken. Aber ich glaube, ich neige auch eher zu dem Termin 2. und 3. Juni. Es ist besser, das vor der Fußball-WM zu machen, damit sich die Leute ganz auf die Entscheidung über die Zukunft unseres Landes konzentrieren können."
Als Beckenbauer von "vorgezogenen" Wahlen sprach, so hatte er übrigens nicht ganz Recht. Es handelt sich um eine reguläre Parlamentswahl, ein anderer Termin war bis jetzt offiziell nicht im Gespräch. Immerhin aber konnte die Fußball-WM die Diskussion über den Wahltermin beschleunigen - selbst die zwischen dem sozialdemokratischen Premier und dem konservativen Präsidenten, die sonst kaum eine Gelegenheit auslassen, verschiedener Meinung zu sein.