Erster kommunistischer Justizvertreter verurteilt

7 Jahre Freiheitsentzug - so lautete das am Freitag verkündete Gerichtsurteil für den 85-jährigen Karel Vas, Ex-Staatsanwalt des kommunistischen Regimes in der ehemaligen Tschechoslowakei. Damit wurde der erste Vertreter der Justiz verurteilt, der sich in den Schauprozessen vom Ende der 40er und in der ersten Hälfte der 50er Jahre engagiert hatte. Mehr über das Gerichtsverfahren mit Karel Vas erfahren Sie im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

52 Jahre mussten vergehen, bis einen der kommunistischen Justizexponenten die Gerechtigkeit ereilen konnte. 1949 war er als ehemaliger Prokurator an einem Schauprozess beteiligt, in dem General Heliodor Pika wegen Landesverrats zum Tode verurteilt wurde. Durch das Wirken von Karel Vas sei ein Mensch getötet worden, der für sein Volk viel leistete. Darüber hinaus sei er mittels eines Justizmordes beseitigt worden. Dies sagte nach der Urteilsverkündung der Richter Lubos Vlasak. In seiner Begründung des Verdikts qualifizierte er die Tat des ehemaligen kommunistischen Prokurators mittels einer Metapher, Zitat:

"Karel Vas gab dem Gerichtssenat eine Pistole, definierte das Ziel und spannte den Abzug. Der Senat nahm dann die Pistole und erschoss das Opfer." Zitatende.

Im Gerichtsverfahren ist es gelungen ausreichendes Beweismaterial einschließlich der Zeugenaussagen gegen Vas zusammenzutragen, was angesichts des Zeitabstands von mehr als 50 Jahren nicht leicht war. So konnte Vas nachgewiesen werden, dass er eng mit dem sowjetischen Geheimdienst zusammengearbeitet hatte. Noch bevor ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Legionär und antifaschistischen Widerstandskämpfer Heliodor Pika eingeleitet wurde, hatte Vas bereits ein Anklagekonzept verfasst, später auch gefälschte Dokumente in Pikas Akte gelegt, die als Beweismaterial für eine Zusammenarbeit des Generals mit dem britischen Nachrichtendienst dienten und faktisch auch seine Hinrichtung im Juni 1949 herbeiführten. Einer der Zeugen im Prozess war auch der 79jährige Sohn des Opfers, Milan Pika. Nach der Verkündung des Urteils wollte er sich nicht zur Dauer der Freiheitsstrafe äußern. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte er:

"Die Strafe interessiert mich nicht, sondern die Aussage des Gerichts bezüglich der Schuld also das, wofür ich faktisch seit der letzten Nacht, die ich beim Abschied mit meinem Vater verbrachte, gekämpft habe. Damit die Nation die Wahrheit erfahren und eine Lehre daraus ziehen kann, damit sich so etwas nicht mehr wiederholt."

Der Angeklagte Karel Vas bestritt alles, was ihm im Gerichtsprozess vorgeworfen wurde. Sein Anwalt legte sofort Berufung gegen das Urteil ein. Fest steht aber, Karel Vas , der als erster Verantwortlicher für die politischen Schauprozesse der 50er Jahre verurteilt wurde, als Präzedenzfall gelten kann.

Schon in einer Woche soll ein neues Gerichtsverfahren eröffnet werden, in dem der ehemalige Richter Pavel Vitel auf der Anklagebank sitzen soll. 1951beteiligte er sich an einem Schauprozess, an dessen Ende sieben Todesurteile gefällt wurden.