Gedenkstunde für General Heliodor Pika

Heliodor Pika

In einer Gedenkstunde vor dem Gebäude des Generalstabs der Tschechischen Armee haben am Mittwoch Militärs, Politiker, Vertreter der tschechoslowakischen Legionäre aus dem 1. Weltkrieg und weitere geladene Gäste an General Heliodor Pika erinnert, der vor genau 57 Jahren sterben musste. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Der Veteran des 1. und des 2. Weltkrieges und spätere Diplomat, der dem kommunistischen Regime hierzulande, vor allem aber den Machthabern im Moskauer Kreml nicht ins Konzept passte, wurde in einem Schauprozess zu Tode verurteilt und anschließend im brühmt berüchtigten Gefängnis Na Borech im westböhmischen Pilsen gehängt.

Der am 3. Juli 1897 in Stitina in der Nähe der mährisch-schlesischen Stadt Opava/Troppau geborene Pika hatte bereits mit 18 Jahren eine erfolgreiche Laufbahn beim Militär gestartet. Während des 1. Weltkrieges war er als Mitglied der französischen und russischen Legionen tätig. Im 2. Weltkrieg war er als Chef der Militärmission in Moskau um eine konsequente Umsetzung der Leitlinien der tschechoslowakischen Exilregierung mit Sitz in London bemüht. Im Januar 1949 wurde er von einem Militärtribunal in einem politischen Schauprozess der Spionage und des Hochverrats beschuldigt und zum Tode verurteilt. Darauf, dass Pika Hochverrat begangen habe, besteht bis heute der damalige Prokurator Karel Vas, der die Aufsicht über den politischen Schauprozess hatte. Nach der Wende 1989 wurde Vas, der in einem Prager Altersheim lebt, des Justizmordes beschuldigt, doch die Ermittlungen wurden wegen Verjährung eingestellt. Am Mittwoch bezog er in einem Gespräch mit dem Tschechischen Rundfunk nach vielen Jahren eindeutig Stellung zu dem Ereignis vor 57 Jahren: Er habe damals unparteiisch und einwandfrei entschieden, und fügte noch hinzu:

Daran bestehe kein Zweifel, sagt er. Ihm zufolge hatte Heliodor Pika zwei Gesichter. Einerseits war er ein Kaderberufsoffizier, auf der anderen Seite war er ein Verräter. Vas habe sich nur an das gültige Gesetz gehalten.

Man muss sich die Frage stellen, warum die kommunistischen Regierungen der Tschechoslowakei und der Sowjetunion an Pikas Tod interessiert waren. Petr Koura vom Institut für zeitgenössische Geschichte hat dafür diese Erklärung:

Pika sei gut darüber informiert gewesen, wie es in der Sowjetunion und in der Sowjetarmee tatsächlich zugeht. Pika habe auch eine ganze Reihe von Fakten gekannt, die die Sowjets nach dem Ausbruch des Kalten Krieges vor den Amerikanern geheim halten wollten."

In den frühen Morgenstunden des 21. Juli 1949 wurde General Heliodor Pika hingerichtet. In der Nacht vor seiner Hinrichtung schrieb er an seine Familie, er sei überzeugt, es gehe um keinen Justiz- sondern um einen politischen Mord. 1968 wurde Pika in vollem Umfang rehabilitiert.